Novi Sad: Ziemlich gechillt und Europäische Kulturhauptstadt 2021

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Sessel vor einem alternativen Club in Novi Sads "Chinesischem Viertel"
(ANZEIGE) Novi Sad liegt in Serbien. Und ist 2021 Europäische Kulturhauptstadt. Wir waren schon jetzt dort und geben erste Einblicke.

Wer einmal nach Novi Sad kommt, der bleibt. So erzählen es die Einheimischen. „Die Stadt ist ruhiger, entspannter und langsamer als Belgrad“, sagt Tourguide Miloŝ Dunjic, „viele kommen zum Studieren und gehen nicht wieder fort.“ Novi Sad ist Serbiens zweitgrößte Stadt und Studentenhochburg: Von den rund 400.000 Einwohnern besucht jeder Zehnte die Universität.

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Ausgelassene Stimmung in der Innenstadt von Novi Sad

Das macht sich im Stadtbild bemerkbar: Cafés, Restaurants, Bars – hier ist jeden Abend etwas los. Einen Besuch wert ist auch die Innenstadt mit ihren Flaniermeilen, in denen es nach frischem Popcorn und Zuckerwatte riecht.

Erste Europäische Kulturhauptstadt eines EU-Kandidaten

Im Jahr 2021 wird Novi Sad neben Timişoara in Rumänien und Eleusis in Griechenland Europäische Kulturhauptstadt sein. Städte aus Nicht-EU-Ländern waren schon öfter mit von der Partie. Zum ersten Mal erhält nun ein Land, das EU-Beitrittskandidat ist, den Titel der Kulturhauptstadt. Ab 2021 soll jedes dritte Jahr eine Stadt aus einem Kandidatenland ausgewählt werden. Zugleich wird Novi Sad Europäische Jugendhauptstadt 2019 sein.

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Novi Sad gilt als ruhiger und entspannter als Belgrad.

Schon jetzt ist die Stadt Jungen und Junggebliebenen aus ganz Europa ein Begriff: Jedes Jahr im Sommer findet auf der Festung Pedrovaradin das legendäre Musikfestival „Exit“ statt (nächster Termin: 12. bis 15. Juli 2018). Direkt am Gelände der Festung, die in der heutigen Form übrigens von den Habsburgern erbaut wurde, befinden sich außerdem – richtig gehört – mehrere Nachtclubs.

In Novi Sad klingt von überall her Live-Musik

Wer gemeinsam mit den vielen Studenten Party machen will, ist in Novi Sad ebenso richtig. In der Altstadt reiht sich vor allem in der Straße Laze Telečkog eine Bar an die andere. Aus auffällig vielen Lokalen dringt Live-Musik. Und wer einmal in den Genuss eines Live-Konzerts mit Balkan-Rhythmen gekommen ist, verlässt die Tanzfläsche so schnell nicht mehr. Bei mitreißenden Klängen fließen Bier und Rakija, serbischer Obstbrand, in Strömen.

„Musik zu machen hat hier eine große Bedeutung“, erklärt Guide Miloŝ. Während der Jugoslawienkriege in den 1990er-Jahren wusste die Jugend nicht recht, was sie mit sich anfangen sollte. Die Situation war emotional aufgeheizt. „Da haben viele begonnen, selber Musik zu machen“, erzählt Miloŝ, „und dadurch eine gute Zeit zu haben“. Zorn und Ärger fanden ihren Ausdruck in der Punkmusik. Die Gitarren hat man sich geteilt, schließlich waren die Mittel begrenzt.

Alternative Szene im “Chinesischen Viertel” von Novi Sad

Live-Konzerte stehen auch im so genannten „Chinesischen Viertel“ am Abendprogramm, wo sich ein paar alternative Clubs angesiedelt haben. Von den Mauern des ausgedienten Fabrikgeländes prangt Graffiti, schäbiger Charme liegt in der Luft. „Es schaut nicht wirklich einladend aus – aber das könnte sich bald ändern“, macht Miloŝ diesen Ort schmackhaft. Abends grölt eine junge deutsche Band vor kleinem Publikum, während in der großen Konzerthalle eine beliebte kroatische Band spielt.

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Einst Fabriksgelände, heute alternative Kulturszene: das “Chinesenviertel” in Novi Sad

 

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Live-Musik im “Chinesischen Viertel”

 

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Tagsüber ist es im “Chinesischen Viertel” still, nachts machen die Clubs auf.

 

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Graffitikunst im “Chinesischen Viertel”

Das „Chinesische Viertel“ wird sich im Laufe der nächsten Jahre bestimmt stark verändern und noch mehr Künstler, Musiker und junge Kreative anziehen. Solche Leute, die sich immer gerade da sesshaft machen, wo der große Kommerz noch nicht angekommen ist und man sich noch austoben kann. Hoffentlich bleibt der raue, alternative Charakter trotzdem erhalten.

Alter Stadtteil soll revitalisiert werden

Ortswechsel. Der alte Stadtteil unter der Festung Pedrovaradin ist heute am Zerfallen. Noch so ein Ort, der sich bis zum Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt 2021 um 180 Grad drehen wird. Derzeit leben pensionierte Soldaten aus den Jugoslawienkriegen hier, einige Gebäude werden vom Militär genutzt. Die Lebensbedingungen sind aber unkomfortabel.

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Blick über Novi Sad und den alten Stadtteil unterhalb der Festung Pedrovaradin

Plan ist es, die Häuser abzureißen oder zu sanieren und den Stadtteil für den Tourismus zu öffnen. „Es gibt bereits ein Hostel und einmal im Jahr findet hier ein Street Art Festival statt“, erklärt Miloŝ. Künftig könnten sich hier das ganze Jahr über heimische Künstler niederlassen – das ist zumindest eine der Möglichkeiten.

Künstlerkolonie in der Festung Pedrovaradin

Oberhalb, in der Festung, hat sich nach 1952 mit Erlaubnis der Stadtregierung eine Künstlerkolonie eingerichtet. Dazu gehört auch das “Atelje 61″, eine von der Stadt finanzierte Weberei. Angefertigt werden Wandteppiche – und zwar von Hand in mühsamer Kleinarbeit.

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Im Atelje 61 in Novi Sad werden kostbare Wandteppiche geknüpft.

 

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Detailarbeit beim Teppichknüpfen

 

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Ewa Djukić vom Atelje 61 in Novi Sad

An einem zweieinhalb mal drei Meter großen Teppich arbeiten die Künstler das ganze Jahr über. „Weben hat in Serbien eine lange Tradition“ erklärt Ewa Djukić, die vor vielen Jahren der Liebe wegen von Polen nach Novi Sad kam. Besonders stolz ist sie darauf, dass ihre Werke bereits bei der Biennale ausgestellt wurden.

Besuch bei einem Aussteiger-Ehepaar

Von der Kultur zur Natur: Südlich von Novi Sad tut sich die Hochebene Fruška Gora auf. Verstreut zwischen den Hügeln und Wäldern liegen rund 15 Klöster, die zum Teil besichtigt werden können. Ins Landleben eintauchen kann man außerdem bei einem Besuch der Ranch “Dobro Prase”. Sozusagen ein Aussteiger-Ort, den sich das Ehepaar Sanja und Dragan Lauŝ selbst geschaffen haben.

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Serbien_Novi Sad_Europaeische Kulturhauptstadt 2021_Dobro Prase Reiten

Früher führten sie ein typisches Stadtleben: Morgens ins Büro, am Abend geschlaucht heim. Immer das Gefühl, zu wenig Zeit für sich selbst, für die Natur, für die wichtigen Dinge im Leben zu haben. Das musste sich ändern. Im Jahr 1996 zogen die Beiden samt Kindern in die Fruška Gora.

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Reitausflug in der Fruska Gora

Heute versuchen sie, sich zu einem guten Teil selbst zu versorgen und stellen Obstsäfte, Marmeladen und Pestos her. Sanja bietet vegane Kochkurse an – ihre Spezialität sind kleine Pfannkuchen aus Buchweizen. Dragan hat in den vergangenen Jahren seine Liebe zu Pferden entdeckt. Am liebsten reitet er auf Feldwegen durch stille Wälder und weite Felder. Vorbei an Eichen, Buchen, Linden, Heidelbeer- und Wacholdersträuchern. Gerne auch gemeinsam mit Reitschülern. Und wer am liebsten gleich hier bleiben würde: Im Haus steht ein Gästezimmer zur Vermietung bereit.

Koffer packen und los geht’s:

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Frittierte Zucchinibällchen im Restaurant „Fish i Zelenish“
  • Anreise: Novi Sad liegt ungefähr eine Autostunde nordwestlich von Belgrad direkt an der Donau. Es gibt eine regelmäßige Zugverbindung. Auch wer am Europäischen Fernradweg E6 vom Atlantik zum Schwarzen Meer unterwegs ist, macht hier Halt.
  • Hotel-Tipp: Das moderne Hotel Centar (4 Sterne) liegt mitten in der Innenstadt.
  • Restaurant-Tipps:
    -Das „Fish i Zelenish“ ist das Lieblings-Fischlokal vieler Einheimischer. Gemütliche Atmosphäre, Fischgerichte, Suppen, Salate etc.
    -Im Restaurant „Sokaĉe“ kann man sich bei Live-Musik und Wohnzimmer-Atmosphäre durch serbische Spezialitäten kosten.

 

 

Offenlegung
Dieser Beitrag ist auf Einladung und mit finanzieller Unterstützung von Serbien Tourismus entstanden.

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