Sanfte Berge, erfrischende Bäche und ein ganz spezieller Schlag Menschen. So kennt man den Lungau, den südlichsten Gau im Salzburger Land. Das Hochtal liegt auf durchschnittlich 1.000 Metern Seehöhe, es gibt rund 60 Bergseen und 70 bewirtschaftete Almhütten. Der Lungau ist außerdem UNESCO-Biosphärenpark. Was das heißt? Anders als in einem Nationalpark gibt es in Biosphärenparks neben unberührter Natur auch Gebiete, die bewohnt und bewirtschaftet sind. Nachhaltige Entwicklung wird hier aktiv ausprobiert und umgesetzt. Ziel ist ein harmonisches Zusammenspiel von Mensch und Natur. Beispiele für engagierte Lungauer, die ihre Region schützen und erhalten wollen, gibt es viele. Hier sind drei davon:
Kräuterkunde im Löckerwirt
Gänseblümchen machen mutig und stark. Das muss mal gesagt werden. Flora Löcker tut es. Die diplomierte TEH-Praktikerin (Traditionelle Europäische Heilkunde) kennt ihren Garten in- und auswendig. Und die vielen Blumen, Kräuter und Heilpflanzen, die darin gedeihen – von der Melisse bis zur Mariendistel. Nicht zu vergessen: Die kleinen, zarten Gänseblümchen, denen eine große Wirkung nachgesagt wird. „Man gibt sie am besten einfach in den Salat oder aufs Butterbrot“, empfiehlt sie. Auch die Samen der Brennnesseln schmecken auf einem Brot mit Butter oder in einem selbst gemachten Aufstrich. „Sie haben viele Mineralstoffe“, weiß die TEH-Praktikerin.
Flora Löcker ist nicht nur Kräuterexpertin, sondern gleichzeitig Wirtin und Bio-Bäuerin. Gemeinsam mit ihrer Familie betreibt sie den Löckerwirt in St. Margarethen im Lungau. Zum Bio-Hof gehören unter anderem Kühe, Schafe, Ziegeln, Eseln, Hühner und Gänse. Bio-Eier, hausgemachte Marmeladen, Kräuter aus dem eigenen Garten und Kartoffeln vom eigenen Feld – im Lungau sagt man dazu Eachtling – kommen im Löckerwirt auf den Tisch.
Rohmilchkäse vom Hiasnhof
Auch am Hiasnhof, einem auf 1.250 Seehöhe Metern gelegenen Bergbauernbetrieb in Göriach, spürt man: Hier leben Menschen, denen es nicht ums große Geld geht. Sondern darum, mit und in der Natur zu leben und zu wirtschaften. Die Familie Naynar-Lanschützer erzeugt in ihrer kleinen Käserei Bio-Käse aus Ziegen- und Kuhmilch.
Um 5.15 Uhr geht’s täglich in den Stall, um die Kühle zu melken, dann kommen die Tiere hinaus zum Grasen. Die Milch für das Kasn wird in einem Kupferkessel über einem mit Holz beheizten Ofen erwärmt. Nach Beigabe des Labs heißt es: Rühren. Von Hand. Eineinhalb Stunden lang die Käseharfe hin- und her bewegen. Für Günther Naynar eine Art Meditation. „Das lass’ ich mir nicht nehmen“, sagt er, „denn es gibt nur wenige Arbeiten, bei denen man gleichzeitig gut nachdenken kann.” Am Ende wird der dabei entstandene Käsebruch in einem Käsetuch aus der Molke gehoben und in eine Form gegeben. Dann heißt es: Rasten, mehrmals wenden, in Salzlake baden und reifen lassen.
Die Naynar-Lanschützers stellen aus Überzeugung ausschließlich Rohmilch-Käse her, also Käse aus unbehandelter Milch. Das schmeckt und das riecht man. Die natürlichen Keime bleiben erhalten, was die Abwehrkräfte stärken soll. Im kleinen Hofladen gibt’s unter anderem Bergkäse, Frischkäse, Weichkäse, Weißschimmelkäse, milden Schnittkäse und Hartkäse zu kaufen. Zusätzlich kultiviert die Familie am Hof auch Kräuter, Erdäpfel und Getreide.
Eine Bäuerin, die bäckt und bloggt
Apropos Getreide: Das hat auch in Christina Bauers täglichem Tun einen hohen Stellenwert. Die junge Bäuerin bäckt mit Leidenschaft Brot und Weckerln aus heimischem Dinkel-, Roggen- und Weizenmehl. Auch bei Christina klingelt der Wecker schon in aller Herrgottsfrüh. Um fünf Uhr heißt es Aufstehen, sich um die Tiere im Stall kümmern, frische Semmeln für die Hofgäste backen. Wer in einer ihrer drei Ferienwohnungen am Bramlhof übernachtet, kann sich jeden Morgen über frisch Gebackenes freuen.
Außerdem gibt Christina mittlerweile Backkurse und hat einen Backblog (www.backenmitchristina.at) ins Leben gerufen. „In der heutigen Zeit nehmen sich viele Leute wenig Zeit zum Kochen. Trotzdem möchte man selber gerne etwas machen bei dem man weiß, was drinnen ist“, erzählt sie über ihre Philosophie.
Koffer packen und los geht’s:
Anreise in den Lungau
So kommt man in den Lungau: Mit dem Auto von Salzburg-Stadt aus in rund einer Stunde durch den Tauerntunnel oder über Obertauern (landschaftlich reizvoller). Oder mit dem Bus direkt vom Salzburger Hauptbahnhof nach St. Michael im Lungau bzw. in die Bezirkshauptstadt Tamsweg (rund zwei Stunden).
Übernachten im Lungau
Ein türkis leuchtender Naturpool, ein Sinnesgarten und ein Chef, der mit den Gästen zum Kneippen an den Bach Leisnitz geht: das ist das Alm.Gut. Die Zimmer des familiengeführten 4-Sterne-Hotels sind modern, aber mit viel Holz eingerichtet.
Wellnessen im Lungau
4.500 Quadratmeter groß ist der Wellnessbereich des Hotels Eggerwirt. Ein Sprung in den Naturteich erfrischt. Aufwärmen kann man sich gleich danach im 37 Grad Celsius heißen Außenbecken. Oder in einer der Saunen. Tipp: Der Wellnessbereich des Hotels steht – limitiert – auch Nicht-Hotelgästen als Day Spa zur Verfügung.
Typisch Lungau
Im Lungau befindet sich der größte zusammenhängende Zirbenwald Europas. Auf den Höfen und in den Almhütten wird einem fast immer ein Stamperl Zirbenschnaps angeboten. Den kann man auch ganz einfach selber machen. Man braucht dazu nur Obstler, ein paar (gefrorene) Zirbenzapfen und Kandiszucker. Die Zapfen schneidet man klein und stopft sie in die mit Obstler befüllte Flasche. Danach gibt man den Zucker dazu. Nach zwei Wochen die Zapfen abseihen und den Zirbenschnaps danach noch zwei bis drei Monate stehen lassen.
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Offenlegung
Vielen Dank an Salzburger Land Tourismus und die Ferienregion Lungau für die Einladung.