Die Welt des Internets ist Peter Ainhauser fremd. Sie kam erst auf, als er aus seinem Brotberuf als Maurer in Pension gegangen war. Aber die Schnelllebigkeit des Netzes, das immer und überall Erreichbar-Sein, das ist sowieso nicht das Seine. Ainhauser ist anders gestrickt, langsamer.
Er besitzt noch eine Tugend, die viele von uns längst verloren haben: Er ist geduldig. Sehr geduldig. So geduldig, dass er mit seinen großen Händen, die in jüngeren Jahren täglich die Maurerkelle hielten, seit 60 Jahren ein besonders filigranes Handwerk ausübt: das Besteckmachen.
Er fertigt Messer mit Griffen aus Kuhhorn an. Diese verziert er mit aufwändigen Mustern. „Erst wird das Horn eingeweicht, dann gepresst und in Form gehobelt“, erklärt er mit ruhiger Zurückhaltung. Mit einer Laubsäge schneidet er filigrane Metallplättchen zu und setzt sie ein.
Vier Tage lang hockt er dann seelenruhig da, vertieft in seine Arbeit. Bis das Messer Form annimmt. Nur mehr wenige Leute im Sarntal beherrschen dieses Handwerk. Und vielleicht bald niemand mehr. „Die junge Generation hat keine Geduld“, klagt Ainhauser. Und bleibt auch dabei gelassen.
Weitere Südtiroler Handwerkskünstler:
Stickmuster
Die Familie Thaler betreibt in der dritten Generation eine Federkielstickerei. Ein Handwerk, das es im Sarntal seit mehreren Hundert Jahren gibt. Die filigrane Stickerei schmückt die Gürtel und Hosenträger der Sarntaler Männer-Tracht. Heute auch Ledergeldtaschen und Schlüsselanhänger. Jedes Stück ist ein Unikat, das Motiv ist frei wählbar. Die weißen Fäden bestehen aus Pfauenfedern. Auch wer dieses Handwerk ausübt, sollte viel Geduld mit sich bringen. Fehler sind nicht wirklich erlaubt. Ein reich verzierter Gürtel entsteht in 160 Arbeitsstunden. In der Mitte oder am Schluss wieder von vorne anzufangen, ist da nicht möglich.
Wollfein
Ein Handwerk mit Tradition ist im Sarntal auch das Weben. Das bezeugen der 70 Jahre alte Webstuhl und die 180 Jahre alte Kämmmaschine in der Handweberei Unterweger. Die Wolle wird traditionell von Schafen aus dem Tal und der näheren Umgebung gewonnen. Als allerersten Schritt geht es ans Sortieren der von den Bauern angelieferten Schafwolle. Geübte erkennen an der Wolle, ob das Schaf gut gehalten wurde oder nicht. Erst nach dem Kämmen, Waschen und Spinnen geht’s ans Weben und Stricken. „Es macht Freude, mit so einem Material zu arbeiten“, erzählt der Chef, während er den hölzernen Webstuhl bedient. Am Ende kommen schöne Dinge dabei heraus, zum Beispiel Teppiche, Polster, Strickjacken und Socken.
Holzverliebt
In der Drechslerei Fritz in Sarnthein entstehen Schüsseln, Formen, Stühle und andere Gebrauchsgegenstände aus Holz. Beim Betreten der Werkstatt bekommt der Spruch „Wo gehobelt wird, da fallen Späne“ gleich eine reale Bedeutung. Es riecht nach Zirbenholz, überall liegt Späne herum. Da steht ein Schaukelpferd aus Holz, dort ein Hocker, der ohne jegliche Eisenteile auskommt. Fritz Unterkalmsteiner hat ein ganz besonderes Verhältnis zu seinem Arbeitsmaterial, dem Zirbenholz. „Die Bäume sind bis zu 300 Jahre alt“, erzählt er und drückt uns einen gerade eben gefertigten Holzteller in die Hand.
Schnitzkunst
Das Grödental ist bekannt für seine Holzschnitzereien, vor allem für sakrale Skulpturen. Moderne Schnitzkunst gibt es zum Beispiel in der Galerie Unika zu sehen. Die meisten Künstler haben aber auch einen Brotberuf, denn alleine vom Schnitzen könnten sie nicht leben. Einer von ihnen ist Lorenz Demetz, der auf dem Bild zu sehen ist. Dass das Schnitzen eine Kunst ist, die gelernt sein will, merkt man spätestens beim Zuschauen: Demetz weiß genau, wann er zu welchem der vielen unterschiedlichen Schnitzeisen greifen muss. Mit der einen Hand wird das Eisen übers Holz geführt, mit der anderen der hölzerne Hammer aufs Eisen geklopft.
Offenlegung:
Die Recherche wurde von Booking Südtirol unterstützt. Dabei handelt es sich um eine regionale Buchungsplattform, die eine Alternative zu internationalen Hotel-Buchungskonzernen bieten möchte.