casita azul: Als Selbstversorger*innen in Costa Rica

Casita Azul in Costa Rica
Angi und Andi leben in Costa Rica als Selbstversorger.
Ein Paar aus Österreich ist nach Zentralamerika ausgewandert. Nicht etwa, um faul in der Hängematte zu liegen. Sondern um ein nachhaltiges, selbstbestimmtes Leben zu führen. Ein Besuch vor Ort.

Wer durch Costa Rica reist, sieht überall Hängematten. Ü-ber-all. Jedes Haus hat mindestens eine auf der Terrasse. LKW-Fahrer spannen sie in der Pause unter ihrem Truck auf. Verkäufer dösen darin, bis die nächste Kundschaft kommt. Das kleine zentralamerikanische Land ist neben den gemütlichen Stoffteilen außerdem noch mit tropischen Regenwäldern, einsamen Stränden und erfrischenden Wasserfällen gesegnet. Und mit einer Lebenseinstellung, die sich sehen lassen kann: pura vida („das pure Leben“) bedeutet soviel wie: „Das Leben ist wundervoll. Lass es uns genießen!“ Wer spielt da nicht mit dem Gedanken, daheim alles hinter sich zu lassen, auszuwandern und den Rest des Lebens tiefenentspannt in der Hängematte zu liegen?

Nach Costa Rica ausgewandert

Diese Geschichte dreht sich um zwei, die den Schritt gewagt haben. Sie sind ausgewandert. Ins Land der Hängematten, nach Costa Rica. Sie haben aber nicht davon geträumt, den ganzen Tag lang faul am Strand zu liegen. Sie wollten ein selbstbestimmtes Leben, ein Daheim im Grünen, einen großen Garten und ein paar Tiere. Sie stehen jeden Tag um fünf Uhr auf, melken Kühe, graben Erde um, waten in Gummistiefeln durch den Matsch.

Brot? Backen sie selber. Saft? Pressen sie frisch. Marmelade? Kochen sie ein. Kaffee? Pflücken, schälen, trocknen und rösten sie. Milch, Topfen, Butter? Alles Eigenerzeugung. Angi und Andi, so heißen die zwei Auswanderer aus Oberösterreich, sind fast gänzlich Selbstversorger*innen. Ihr selbst gebautes Haus, ihr tropischer Garten, ihre Tiere und die harte Arbeit, die dazugehört – das ist ihre Version von pura vida.

Casita Azul Costa Rica Garten
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Casita Azul Lehmofen
Casita Azul Costa Rica Bananen

Obst, Gemüse und – Ketchup

Ein Besuch vor Ort: Wir sitzen auf der Terrasse und trinken frisch gepressten Guanabanasaft. Hinter uns steht eine Kiste mit Orangen, von der Decke hängt ein Bananenstrunk. Das Haus haben sie zum größten Teil selbst aufgestellt, die Holzmöbel mit eigenen Händen gezimmert. Auch was auf den Tisch kommt, stammt fast ausschließlich aus Eigenproduktion.

Sie ernten das ganze Jahr über süße Zitronen, bittere Mandarinen, Orangen, Wasseräpfel, Kaffee, Bananen, Papayas, Ananas, Guaven, Maracuja, Limetten, Malangas, Maroni, Tomaten, Karotten, Radieschen, Süßkartoffeln, Kürbis, Gurken, Tomaten, Salat … die Liste scheint endlos zu sein. „Gekauft wird nur das Nötigste wie Öl, Salz, Mehl“, erzählt Andi – „und Ketchup“, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu.

Üppiger Garten in Costa Rica

Gäste übernachten im casita azul

Materielles spielt im Leben des ausgewanderten Paares eine untergeordnete Rolle. Ein Zubrot verdienen sie sich mit dem Vermieten ihres kleinen blauen Ferienhäuschens, dem casita azul. Fixpreise gibt es nicht – jeder soll so viel bezahlen, wie er will und kann.

Konsumorientiertheit und gesellschaftlichen Druck haben die beiden Oberösterreicher*innen gegen ein erfüllendes Leben eingetauscht. Zu Hause alles aufgeben und das behütete, finanziell abgesicherte Leben verlassen – ist das nicht auch waghalsig? Das Paar sieht es locker. „Das Sicherheitsdenken, dass uns daheim eingebläut wird, ist reine Panikmache“, ist Andi überzeugt.

Ferienhaus Casita Azul in Costa Rica

Frühstück im Casita Azul

“Tatort” schauen als Heimat-Anker

Die Nacht verbringen wir im casita azul. Am nächsten Morgen tischen die Zwei ein Frühstück auf, dass sich der Tisch biegt. Frischer Saft aus Banane, Papaya und Orange, hausgemachte Marmelade aus tropischen Früchten, selbst gerührte Butter, Aufstriche und im Lehmofen gebackenes Brot. Es ist Sonntag und für uns geht es bald weiter nach Nicaragua.

Angi und Andi werden den Rest des Tages auf der Terrasse verbringen. Und später über Internet die TV-Serie „Tatort“ schauen, ihre wöchentliche Portion Heimat. Auch Silvester haben sie auf ihrer Terrasse gefeiert, wie sie uns später schreiben. In der Hand einen Caipirinha mit Limetten aus dem eigenen Garten, um auf ihr Stück vom Paradies, ihr pura vida, anzustoßen. Und, ja, vielleicht haben sie auch in der Hängematte gefaulenzt.

Koffer packen und los geht’s:

Angi und Andis Ferienhäuschen casita azul liegt im authentischen Norden von Costa Rica in der Nähe des Nationalparks Tenorio. Die Anreise per Bus ist ohne große Umstände möglich: www.casitaazul.at

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6 Kommentare

  • Toller Blog – tolle Geschichte! Auch wir haben Andi & Angi im Zuge unserer 1-jährigen Weltreise besucht. Wir (Martina & Alex) kennen die Zwei von Zuhause (Österreich) und finden deren Konzept und Einstellung zum Leben einfach inspirierend! Ein Wahnsinn was die Zwei in den letzten Jahren geschafft haben. Und keine Spur von Ruhe oder Pause (ausser Sonntags beim Tatort 😉 ) es gibt immer was zu perfektionieren oder zu lernen! Weiter so Andi & Angi! Wir sehen uns bestimmt nochmals in Costa Rica 🙂

  • Wir sind gerade vor Ort und genießen jede Minute. Es ist wie ein kleines Stück Paradies, aus dem man gar nicht mehr raus möchte. Die Kühmamas schmusen mit ihren Kälbern, das Huhn mit dem krummen Schnabel behütet ihre Küken -hier ist die Welt noch in Ordnung.

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