Fotos: Bernhard Steininger
Fühlt sich eine Alpenüberquerung wirklich immer nur leicht und nach ganz viel Freiheit an? Keineswegs. Füße und Rücken schmerzen, der Rucksack drückt sich mit mindestens sechzehn Kilo an den Körper. Doch an aufgeben wird nicht gedacht, die Tour hat schließlich gerade erst begonnen. Kein guter Start: Das Wetter ist mies, die Stimmung gedrückt.
520 Kilometer Fußmarsch sind es von der bayerischen Landeshauptstadt München bis in die italienische Lagunenstadt Venedig. 28 Tage, sprich einen ganzen Monat, sollten Wanderer für die Route der Alpenüberquerung einplanen. Bayern, Österreich, Südtirol und Italien, quer über die Alpen. Der Oberösterreicher Bernhard Steininger und drei seiner Freunde drücken die Tour auf 24 Tage, um mit ihrem Urlaub auszukommen.
Die Alpenüberquerung startet in München
Ausgangspunkt ist der Münchner Marienplatz, es regnet, die Wanderer kämpfen sich durch eine Hundertschaft von Studenten, die am Platz eine Demonstration organisiert hat. Die ersten Tage sind beschwerlich, viel Regen, einer der Freunde gibt aufgrund von Knieproblemen auf.
„Wir mussten uns erst ans Gewicht des Rucksacks gewöhnen“, erzählt der Oberösterreicher. Bis Bad Tölz geht es entlang der Isar relativ flach dahin. Bei der ersten Bergetappe steigt die Stimmung, das Wetter wird besser. Die drei Freunde wandern von Hütte zu Hütte, von Gipfel zu Gipfel, Tag für Tag.
Bis zu sechs Liter Flüssigkeit pro Tag
Im Karwendelgebirge müssen sie einen Berg auslassen. „Es hatte geschneit und die Sicht war gleich null“, erinnert sich Steininger. Immer wieder begegnen sie anderen Wanderern, die dieselbe Route gehen oder eine Teilstrecke der Alpenüberquerung bewältigen; die jüngsten noch unter 20, die ältesten 80 Jahre alt. Übernachtet wird auf Hütten. Bei so vielen Strapazen verlangt der Körper nach Flüssigkeit, fünf bis sechs Liter trinkt jeder der drei Freunde pro Tag. Das Wasser holen sie aus Quellen oder erfragen es bei Bauern.
Der „Traumpfad“ von München nach Venedig, wie er von vielen genannt wird, wurde 1977 das erste Mal von Ludwig Graßler in seinem Buch „Zu Fuß über die Alpen“ beschrieben. 520 Kilometer Wegstrecke und rund 20.000 Höhenmeter gilt es zu bewältigen.
Steininger und seine Freunde stehen morgens auf, frühstücken, wandern den ganzen Tag durch und essen erst wieder zu Abend. „Für uns war das vor allem eine sportliche Herausforderung“, sagt er. Zehn Kilo nimmt er während der 24 Tage ab. Einer seiner Freunde ist an den Füßen mit Blasen übersät.
Gleißendes Licht am Ziel der Alpenüberquerung
Das Licht, das sich in Italien über die Dolomiten wirft, beeindruckt die Weitwanderer am meisten. Das Meer sehen sie zum ersten Mal in Jesolo. Die Ankunft in Venedig ist kurz und unspektakulär, nach zehn Minuten am berühmten Markusplatz eilen die Freunde zum Bahnhof, um den Nachtzug nach Hause zu erwischen. „Wir haben aber von ganz anderen Leuten gehört“, erzählt Steininger, „für die war die Ankunft in Venedig wie das Erscheinen eines Heiligen.“
Toller Beitrag! Ich würde gerne mal wieder in die Alpen fahren, der Urlaub dort ist einfach etwas ganz besonderes… Ich reise dort immer in ein Hotel im Allgäu, einfach weil der Blick unbezahlbar ist! h