Foto: Konstadina Kouroupi hat vor einigen Jahren ihr Schwammerl-Spezialitätengeschäft in Thessaloniki eröffnet, “der Krise zum Trotz”.
Es ist früh am Morgen. Man könnte den Tag damit beginnen, entlang der Uferpromenade zu joggen und zum Frühstück Obst vom Markt zu essen. Vielleicht noch schnell einen griechischen Kaffee hinunterkippen, das waren dann erstmal genug Kalorien. Oder man wirft, zumindest für einen Tag, alle guten Vorsätze über Bord. Schließlich befindet man sich in Thessaloniki, der zweitgrößten Stadt Griechenlands unweit der Halbinsel Chalkidiki – ein Paradies für Feinschmecker.
Das Multikulti-Essen der Einwanderer
Die Küche der 1,1-Millionen-Einwohner-Metropole ist ein einzigartiger Mix aus unterschiedlichen Kulturen, über die Jahrhunderte gewachsen. „Thessaloniki war immer großzügig zu Einwanderern, das hat sich auch auf das Essen ausgewirkt“, erklärt Kostis Zafeirakis, der hier als Journalist und Tourguide arbeitet. Immerhin gehörte dieser Teil Griechenlands 500 Jahre lang zum Osmanischen Reich. Die Küche ist nicht nur griechisch geprägt, sondern auch von den Einwanderern aus der Schwarzmeerregion, dem Rest der Türkei und von einstigen jüdischen Immigranten.
Essen in Thessaloniki: der Markt ist ein Muss
Man könnte also Joggen gehen. Oder zum Modiano Markt, der in einer alten Markthalle untergebracht ist, spazieren. Hier bieten vor allem Fisch- und Fleischhändler ihre Waren feil. Viele der Stände sind aber zu, die Rollos heruntergelassen. Eine Folge der viel zitierten Krise in Griechenland.
Viel Lebhafter geht es am offenen Markt, dem Karpani Markt, zu. Schon im 18. Jahrhundert wurden auf dem ältesten Markt der Stadt Waren angeboten. Von Auberginen bis zu Pfirsichen, von Gewürzen bis zu Nüssen ist hier alles zu finden, was das Schlemmerherz begehrt. Die Händler schreien wild durcheinander und feilschen um ihre Kunden.
Einer von ihnen ist Charilaos. Er hat das Geschäft einst vom Großvater übernommen und sich auf Nüsse und süße und saure Naschereien wie Halva oder Lokum spezialisiert. Auch die getrockneten Kirschen schmecken süß und zergehen regelrecht auf der Zunge. „Sie sind aber ganz ohne Zucker“, versichert Charilaos. Und reicht ein silbernes Schäufelchen mit einem speziellen Snack aus Gemüse, Spinat, Kräutern und Mehl herüber.
Hausgemachtes von der Schwarzmeerküste
Ganz in der Nähe verkauft Lenna in ihrem Shop Rayan Produkte und Essen aus der türkischen Schwarzmeerregion. Gefüllte Teigtaschen, Kürbis-Spinat-Taschen oder in schmale Streifen geschnittenes Pitabrot – alles ist hier hausgemacht. Der Käse und die vergorene Milch, die recht gut für den Magen sein soll, stammen von Weidekühen der Region Pontos.
Kräuter und Bio-Produkte
Weiter geht’s, vorbei an schreienden Händlern, Bergen von Marillen, Körben voller Kirschen, fußballgroßen Melonen, Türmen aus Zucchini. In einem anderen Geschäft, dem „Casa Natura“, werden getrocknete Kräuter und Tees angeboten. Im modernen Bio-Shop „Green Family“ geht’s wieder typisch Griechisch zu: Oliven, Käse, in Öl eingelegter Fisch, Schinken und Tsipouro, den Tresterwein, der aus Pressrückständen weißer Rebsorten hergestellt wird, gibt es hier zu kaufen.
Leidenschaft für Schwammerln
In einem anderen Stadtteil kriegt jeder ein strahlendes Lächeln geschenkt, der das Pilz-Spezialitätengeschäft Manitaropoleion von Konstadina Kouroupi betritt. Die junge Griechin hat einen Spleen: Sie liebt Schwammerln. Erst vor einem Jahr hat sie ihr Geschäft eröffnet. „Bei uns gibt es 15 Arten wilde Schwammerln und fünf Sorten von Bauern gezüchtete Pilze zu kaufen“, erzählt sie. Außerdem Salz mit Trüffeln, mit Pilzen gefärbte Nudeln und diverse Aufstriche. Ein so ausgefallener Laden in einer wirtschaftlich instabilen Zeit – warum das? „Allen Widrigkeiten zum Trotz“, antwortet Konstadina. Natürlich mit einem Lächeln.
Essen in Thessaloniki: Süßes an jeder Ecke
Von hier aus ist es nur einen Katzensprung zu einem kleinen, unscheinbaren Laden: Galyfianakis (Straße: Paleologgou). Der Tipp dafür kam von einem Einheimischen. Laut ihm gibt es hier das beste Galaktoboureko von ganz Thessaloniki. Die griechisch-türkische Nachspeise ist ein Strudelteig mit Grießpudding-Füllung und extrem süßen Sirup.
Süßes gibt es in Thessaloniki auch sonst an jeder Ecke. Zum Beispiel bei “Handmade by Toula Resiniotoy” (Übersetzung): Hausgemachte Marmelade, Kuchen und Blätterteiggebäck mit Käsefüllung. Kalorienbomben in allen Formen und Farben gibt es in den Bäckereien Staggidis, von denen mehrere Filialen über die Stadt verteilt sind. Typisch für Thessaloniki sind die mit süßer Creme gefüllten Blätterteigtüten namens Triangel.
Ausgeprägte Kaffeehaus-Kultur
So viel Zucker schreit nach Kaffee. An heißen Tagen nippen die Einheimischen am liebsten an einem Freddo Cappucino, kalt, mit Eiswürfeln und viel Schaum. Den servieren zum Beispiel die Burschen von Baus Artbar, im Gastgarten spielen öfter Bands, im ersten Stock ist eine Galerie eingerichtet. Kreative werden sich im Café Koumpi wohlfühlen, das zugleich Bastelstube ist: Hier gibt’s nicht nur fair gehandelte Getränke, sondern auch Bastel-Zubehör und Workshops. Leseratten wird das Akivernites Polities gefallen, das Buchladen und Café in einem ist.
Authentische Restaurants – äh – Tavernen
Ganz ehrlich, mit dem Joggen wird es heute sowieso nichts mehr. Und in Thessaloniki gibt es mindestens genau so viele Restaurants wie Cafés, die ausprobiert werden wollen. Viele Tavernen liegen im Gastro- und Barviertel Ladadika. In der Taverna Palati kann man zum Beispiel Meze bestellen: Dabei wird ein Gericht nach dem anderen gebracht – so lange, bis der Tisch sich biegt und die Bäuche voll sind. Von in Teig herausgebackenen Zucchinirädern über Tzatziki, kaltem Auberginensalat bis zu Schweinefleisch in Tomatensauce oder Rindfleischgulasch mit Auberginen und Käse.
Noch ein Tipp: Mamas Taper liegt abseits des beliebten Viertels, ein kleines Familienlokal mit eigener Farm außerhalb der Stadt. Geboten wird mediterrane Küche. Die absolute Lieblings-Taverne eines befreundeten Einheimischen liegt einen kurzen Spaziergang von der Innenstadt entfernt: Die Taverna Kanoula im Norden der Stadt (Straße: Raktivan) serviert ebenfalls viele türkisch-griechische Speisen, die so typisch für Thessaloniki sind: Feta mit Honig, überbackene Pilze, Gemüse in Olivenöl, Rindfleisch mit Auberginen-Mousse. Donnerstags gibt’s obendrein Live-Musik.
Wegweiser mit Kalorien-Angabe
Wen nach diesem Fress-Marathon durch Thessaloniki nun doch das schlechte Gewissen plagt, der sei beruhigt: Vor einiger Zeit wurden in der Stadt Wegweiser für Fußgänger aufgestellt. Auf vielen von ihnen ist genau angegeben, wie viele Kalorien der Körper beim Fußmarsch zur nächst gelgenen Sehenswürdigkeit verbrennt.
Offenlegung
Dieser Artikelt entstand auf Einladung von Marketing Greece.
Das sieht köstlich aus und ich habe einige Vorschläge übernommen! Danke für die vielen Infos! Die Wegweiser mit Kalorienangaben sind ja echt lustig. 😀