Ein Kirchturm, Häuser, Hügel und Kürbisfelder. Die Gemeinde St. Nikolai im Sausal ist auf den ersten Blick ein unscheinbarer Ort in der südlichen Steiermark. Idyllisch, nicht weit von der südsteirischen Weinstraße, quasi der perfekte Sitz für ein Wochenendhäusel. Und genau damit fing alles an: Damals, vor mehr als 20 Jahren, fand ein junges steirisches Ehepaar Spaß daran, sich in der Garage seines Wochenenddomizils beim Schnapsbrennen auszuprobieren. Familie und Freunde standen gerne bereit, das aus Weingartenpfirsich, Wildkirsche oder Biotomate Gebrannte zu kosten. Aus dem Schnaps wurde Whisky und die Familie begründete Steiermarks erste Whisky-Destille. Heute ist der Kreis der Genießer erheblich größer geworden: An manchen Tagen werden ganze Busladungen von Besuchern herumgeführt und verköstigt.
Vom Bier zum Wein ist es ein Katzensprung
Den Grundrohstoff für den Whisky, die Gerste, wird von der nahen Brauerei Flamberger bezogen. „Weil der Weg vom Bier zum Whisky gar nicht mehr weit ist“, erzählt Geschäftsführerin Brigitte Weutz. Neben Gerste kommen auch noch andere Getreidesorten wie Roggen, Weizen, Hafer oder Dinkel für’s Whiskybrennen infrage. Wer sich wie die Familie Weutz ausschließlich auf die Gerste konzentriert, füllt später als Ergebnis Single Malt Whisky, also Malzwhisky, ab.
Auf die Lagerung kommt’s an
Nach Mälzen, Maischen, Gären und Destillieren folgt die Lagerung – ohne die geht’s nicht. „Beim Lagern wird bestimmt, wie das Produkt am Ende schmecken wird“, so Brigitte Weutz. Whisky ist eigentlich farblos, die leichte Färbung kommt vom Holzfass. Und das wird Einzelstück für Einzelstück von einem Fassbinder genau nach Wunsch angefertigt. Und vor der Verwendung von innen ausgebrannt, was sich auf die Intensität des Holzgesschmacks auswirkt.
Das Aroma entfalten
Das runde, breite Whiskyglas, unter Kennern Tumbler genannt, ist übrigens passé. „Heute trinkt man aus einem schmalen Glas, das fängt das Aroma besser ein“, klärt Brigitte Weutz auf. Die stärkste Sorte im Produktsortiment weist einen Alkoholgehalt von 64 Prozent auf. „Je stärker ein Whisky ist, desto besser kommt das Aroma heraus“, sagt Weutz. Dann kommen auch schon die nächsten Besucher.
In St. Nikolai hat sich viel getan, seit die Familie erstmals zu brennen begann. Die Experimentierfreudigkeit ist geblieben: Neben Whisky entstehen im Haus auch Eigenkreationen wie Balsamico oder Schoko-Whiskytrüffel.
Info:
Die Familie Weutz war zwar Vorreiter bei den Whisky-Produzenten in der Steiermark. In ganz Österreich sind sie aber nicht die einzigen: Schon 1995 begann die Destillerie Haider im Waldviertel mit der Produktion von Whisky. Mittlerweile gibt es laut Brigitte Weutz bundesweit 20 bis 30 Hersteller. Rund ein Dutzend davon hat sich zur Austrian Whisky Association zusammengeschlossen.
Fotos: David Leifert/www.dalei-photography.at; Maria Kapeller
Danke für den informativen Artikel. Das war mir bisher neu, aber daran sieht man wie kreativ Österreich ist.
Gerne – hat wirklich Spaß gemacht. Und es ist interessant, was sich alles so hinter den tiefsten Winkeln der Steiermark verbirgt 🙂
Toller Bericht, leicht und informativ, als ob man dabeigewesen wäre…! Danke und weiter so!
Danke – wir nehmen dich beim Wort und machen weiter 🙂