Schon bei der Anfahrt per Longtail-Boot ist klar: Tonsai ist ein kleines, grünes Paradies in Thailand. Palmen, Dschungel und Sand, umgeben von bis in den Himmel ragende Karstfelsen. Tonsai ist keine Insel, aber fühlt sich so an: vom Rest der Welt abgeschnitten und für die meisten Besucher nur per traditionellem Boot erreichbar. Mit Koffer reist hier so gut wie niemand an. Warum auch? Straßen gibt es keine, nur einen rumpeligen Weg, der zu den Gästehäusern führt.
Wo sich die alternative Backpackerszene trifft
Das Klettergebiet zieht Sportler aus aller Welt an, schon in der Früh sieht man sie in den Felsen hängen. Neulingen können sich von alten Hasen zeigen lassen, wie’s geht. Beim Deep Water Soloing klettert man vom Boot aus Felsen und stürzt sich von dort aus in die kühlen Fluten. Tagsüber heißt es außerdem Chillen am Strand, Kajaken oder beim Yoga entspannen. Abends gibt’s Bier an der Strandbar und eisgekühlte Fruchtshakes in den Cafés.
Irgendwo sieht man immer jemanden auf der Slackline balancieren, eine Feuerkeule zum Takt der allgegenwärtigen Reggae-Musik schwingen oder die Hüften um einen Hulahup-Reifen kreisen. Ein bisschen fühlt sich das Ganze an wie ein Jungscharlager für Große – das am besten nie mehr zu Ende gehen soll. Tonsai ist so ein Ort, an dem man länger hängenbleibt, als geplant. Natürlich: Das Alltagsleben der Thais kriegt man hier nicht mit. Tonsai ist ein kleiner Mikrokosmos, ein in sich geschlossenes Spielfeld für alternative Touristen – und günstig war es vielleicht mal.
Mauer? Luxushotel? Die Bewohner schweigen
Tonsai ist aber auch ein Ort, an dem gerade eine sehr lange Mauer entsteht. Eine Hotelkette und eine Investmentfirma aus Bangkok haben vor einiger Zeit das gesamte palmenbewachsene Grundstück zwischen Strand und Dschungel gekauft, so hört man. Bis dahin waren die Bars und Restaurants am Strand gewesen – ihr Vertrag wurde nicht verlängert, sie mussten viel weiter hinten wieder alles aufbauen. Nur eine Bar hält jetzt noch Stellung, am äußersten Rand der Bucht.
Müll verschandelt die Gegend
Das Räumen der Lokale hat extrem viel Müll verursacht, der jetzt überall zu sehen ist. Aber auch so mancher Tourist hinterlässt scheinbar seine Spuren: Vielerorts sieht man leere Plastikflaschen, Chipssackerln und Take-Away-Becher liegen. Einzelne Reisende haben in der Vergangenheit bereits “Clean-up”-Aktionen gestartet, um den Müll einzusammeln.
Zurück zur Mauer. Fragt man Einheimische danach, bekommt man nichts als Schweigen als Antwort. Beim Nachhaken wird nur zögerlich Auskunft gegeben: Man wisse nichts von einem neuen Hotel – so die häufigste Antwort. Manche bejahen die Frage, ob ein Resort entsteht. Andere versichern, dass im nächsten Jahr die Gegend nicht mehr mit Müll verschandelt sein wird. Auf die Frage, was er von der Mauer hält, antwortet ein Café-Besitzer mit Rastafari-Zöpfen: „Don’t worry, be happy.“ Bald wird klar: Fragen ist nicht erwünscht. Die Situation ist für die Einheimischen sicher nicht einfach – man darf oder will nichts sagen.
Touristen starten Online-Petition
Die Touristen, die sich hier bisher so wohlfühlten, wollen sich nicht gefallen lassen, dass “ihr” Tonsai bald vollständig im Kommerz versinken und zur hochpreisigen Luxus-Destination werden könnte. An der Bootsanlegestelle hängt ein Ausdruck einer Online-Petition: „Stop the construction of a concrete wall around the resort.“ „It is disresprectful and offensive to this beautiful bay, to the people loving, living and working in Ao Tonsai Krabi“, steht dort. Und es wird gemutmaßt, wer angeblich hinter dem Bau der Mauer steht: Die MBK Gruppe aus Bangkok sowie Sheraton. kofferpacken.at-Anfragen bei der Starwood-Hotelgruppe, zu der Sheraton gehört, sowie bei der MGK Gruppe bleiben unbeantwortet.
Fast 1.500 von angepeilten 2.000 Unterschriften hat der französische Initiator der Online-Petition schon erreicht. Erste Graffity-Sprayer haben ihre Spuren auf der Mauer hinterlassen, einmal heißt es sogar „Fucking wall“. Die Mauer ist bestimmt bald fertig, dafür schuften jeden Tag Arbeiter unter der prallen Sonne. Wie es weitergeht, bleibt spannend. Was Reisende in Tonsai vorfinden, wenn sie in zwei, drei Jahren dort aufkreuzen, auch. Und ob sie dann schon einen Koffer hinterherziehen. (März 2015)
Wir waren auch schon mehrere Male in tonsai und waren beim letzten Urlaub sehr enttäuscht diese Mauer zu sehen. Bitte versucht es zu verhindern.
Hallo Anton! Ja, mittlerweile ist die Mauer vielleicht sogar schon einem riesigen Hotelkomplex gewichen – wer weiß? Haltet uns gerne auf dem Laufenden, falls ihr wieder mal dorthin fährt. Liebe Grüße, Maria
Hallo zusammen!
Nein, das Resort ist noch nicht da. Der Müll auf dem Grundstück dafür immer noch. Mehr Infos gibt es auch noch nicht.
Dafür ist die Mauer mittlerweile auf dem besten Weg zum Gemeinschaftskunstwerk im Stil der Berliner Mauer und man hat das Gefühl, sie hat auch einen irgendwie kranken aber verstärkenden Effekt auf das Gemeinschaftsgefühl der permanenten und zwischenzeitlichen Bewohner a la “Wir gegen euch”.
Aber warum gibt es keine Infos zur Zukunft?!? Aus Angst vor ausbleibenden Buchungen? Das wäre traurig. Verschwiegenheitserklärungen? Und ALLE halten sich dran? Komisch. Man muss wohl selbst wieder hin fahren…
Hallo Patrick!
Danke für das Update. Als wir im März 2015 in Thailand waren, wurde die Mauer gerade errichtet. Dass mittlerweile ein Jahr vergangen und noch nichts weiter geschehen ist, ist verwunderlich.
Liebe Grüße
Maria
Gibt es schon Neuigkeiten ob das Resort gebaut wurde?
Hallo Uli! Uns liegen darüber leider keine News vor. Liebe Grüße, Maria
Also ich bin momentan vor Ort. Neben dem Tonsai Bay Resort gibt es aktuell noch kein weiteres, allerdings wird derzeit fleissig gebaut. Einige Häuser stehen schon
Hallo und danke für das Update!
Bin zur Zeit im Tonsai Bay Resort.Der Strand ist sauber.Das eingemauerte Areal zeigt keine Bautätigkeit.Es gibt einige fast fertige Häuschen,einige unfertige.Die Kletter und Backpacker Szene ist bis auf 2 Bars hinter die Mauer verbannt.Tonsai ist eine Idylle im Gegensatz zu Railay und Aonang
Danke für deine Eindrücke! Maria