Singapur kennt man als Location für interkulturelles Zusammenleben, Menschen, Kulturen und Küchen aus aller Welt. Wenn dann in Singapur geheiratet wird, gibt es ein Feuerwerk der Interkulturalität.
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Man sitzt an einem Tisch mit zwei Engländern, einer Australierin, einem Rumänen, einem Balinesen und zwei Österreicherinnen. Ganz normal. Nein? Bei einer Hochzeit in Singapur schon. Besser gesagt, in Johor Bahru, der Heimatstadt des malaysischen Bräutigams. Doch lasst es uns näher erklären.
Wenn eine Deutsche, die in Österreich aufgewachsen ist und in Singapur lebt einen Malaysier heiratet, der wegen der Arbeit nach Singapur gekommen ist, dann steht Interkulturalität auf dem Speiseplan. Und ganz so interkulturell wie das Pärchen Carolin und Jeebar ist, so war auch ihre Hochzeit.
International und doch einfach
Carolin aus Berlin und Jeebar aus Johor Bahru im Süden Malaysias haben diesen Sommer in seiner Heimatstadt geheiratet. Beide sind sie wegen der Arbeit nach Singapur gezogen und haben sich dort kennen gelernt. Zu ihrer Hochzeit haben sie ihre 180 Gäste in der Heimatstadt von Jeebar willkommen geheißen. Eine große Hochzeit? Fehlanzeige. “Wir wollten beide eine eher kleine Hochzeit. In Asien ist es jedoch üblich und wird es auch erwartet, eine große Hochzeit mit 300 bis 400 Gästen zu feiern. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, unsere Hochzeit auf zwei Feiern aufzuteilen. Die eigentliche Trauung mit Standesamt wurde im kleinen Kreise unserer Familien gefeiert. Beim großen Empfang in JB (Anm.: Johor Bahru) luden wir auch die erweiterte Familie und unsere Freunde ein”, erzählt Carolin.
Bei der Frage, ob es denn bestimmte Herausforderungen in kultureller Hinsicht gab, sind sich beide einig. “Nicht wirklich, denn keiner von uns ist recht tief in der eigenen Kultur verankert. Wir sind beide in einem multikulturellen Umfeld aufgewachsen. Deshalb fällt es uns nicht schwer, uns mit anderen Kulturen anzufreunden sowie mit deren Hintergründen und Bedürfnissen”, so Jeebar. Was jedoch speziell an der Hochzeit war, war die Variation an Einladungen. “Wir hatten tatsächlich drei unterschiedliche Versionen der Einladung”, lacht das frischgebackene Ehepaar. Carolin zählt auf: “Eine Version war auf Englisch, die Jeebars Eltern an seine Familie und Freunde verschickten, eine englische Version, die wir eher informell für unsere Freunde vorbereiteten und eine Version auf Deutsch, um auch meine nicht Englisch-sprachigen Verwandten und Freunde in Deutschland und Österreich erreichen zu können.”
Christliche Hochzeit im polytheistischen Singapur
Sowohl Carolin als auch Jeebar wurden christlich erzogen und dies wurde auch in der Hochzeit umgesetzt. “Wir haben einen protestantischen Pfarrer gefunden, der uns gerne getraut hat. Jeder Teil der Familie hatte Ideen, wie die Zeremonie gestaltet werden sollte. Wir haben einfach versucht, alles zusammenzuführen”, lacht Carolin. Ihre Mutter wollte, dass das Brautpaar während der Zeremonie Trauungskerzen anzündet und beide hatten Junggesellen-Abschiedsparties. Carolin übernachtete auch bereits eine Nacht vor der Trauung im Hotel, “schließlich ist es doch auch irgendwie Tradition, sich einen Tag vor der Hochzeit nicht zu sehen, oder?” Auch kulinarisch wurde eine Tradition erfüllt: “Meine Mutter ließ es sich nicht nehmen, den traditionellen Fruchtkuchen – ähnlich wie dem Kletzenbrot in Österreich – für die Hochzeit zu backen”, erzählt Jeebar.
Bei der offiziellen Registrierung der Trauung mussten einige Formalitäten beachtet werden: “Wir mussten die Hochzeit bei den Behörden registrieren und mit dem Heben unserer rechten Hand einen Eid ableisten, in dem wir gelobten, dass wir auch rechtlich gesehen verheiratet werden dürfen”, erklären die beiden. Ähnlich des heimischen Standesamtes und doch anders: Hier muss man sich online für die Trauung registrieren und einige strenge Schritte verfolgen. Aber sobald dies gemeistert ist, wird noch der Eid geleistet und alles ist amtlich bestätigt.
Mindestens 15 Nationen auf der Hochzeit
Auf der Tanzfläche wird getanzt und gelacht und das gemeinsam mit etwa 15 unterschiedlichen Nationen. Die Neugier ist groß – wie lebt es sich in all diesen Ländern? Deshalb geht auch der Gesprächsstoff nicht aus. Auch der Kleidertausch des Brautpaares regt die Diskussionen an: “Wir wollten sowohl die asiatische als auch die westliche Kultur auf unserer Hochzeitsfeier haben. Deshalb hatten wir auch zwei Outfits. Die Feier startete im Sari und Jippa, das war uns sehr wichtig. Zu späterer Stunde tauschten wir dann unsere Kleider und es gab ein klassisches weißes Brautkleid und einen Anzug für Jeebar”, so Carolin. “Ich denke, das war nicht nur für uns etwas Besonderes, auch unsere Gäste hatten an dieser Aktion Spaß!”
Das Brautpaar freute sich über lachende Gesichter aus allen Ecken der Welt. Und wie hat das Ehepaar selbst, seine multikulturelle Hochzeit erlebt? “Es war wundervoll! Wir haben es sehr genossen, unsere Familie und Freunde an diesem speziellen Tag bei uns zu haben. Und natürlich war es auch etwas sehr besonderes, dass wir in JB so viele Freunde und Familienmitglieder begrüßen durften, die den weiten Weg auf sich genommen haben, um mit uns zu feiern. Es war richtig überwältigend!” Die Gäste reisten aus Deutschland, Österreich, Spanien, Schweden, England, den USA, Australien und Indonesien an. “Es waren aber auch Freunde aus Rumänien, Guatemala, Hong Kong, Sri Lanka, Indien und China hier. Sie leben aber bereits entweder in Singapur oder Malaysia.” (Daniela Nowak, kofferpacken.at, Fotos: privat)