Eine Anemone auf dem Meeresgrund, beschützt von ihren Bewohnern, den Anemonenfischen. Sie verteidigen ihr Zuhause. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass sich die Anemone auf Plastikmüll platziert hat.
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Zahllose Schnorchel ragen aus dem Wasser und quietsch-orange Schwimmwesten sorgen für den Auftrieb der Schnorchler. Einen solchen Anblick bieten viele Schnorchelspots, so auch rund um die Perhentian Islands im Nordosten Malaysias. Gleich nebenan beladen Tauchschulen ihre Boote mit Tarierjacken, Bleigurten und Sauerstofftanks und natürlich mit neugierigen Tauchschülern. Sabrina Schuster aus Oberösterreich ist eine der Diving Instructors auf der Insel Kuala Besut. Sie erlebt mehrmals am Tag die vielfältige Unterwasserwelt Malaysias. Doch nicht immer ist das, was sie sieht, erfreulich.
Müll als großes Thema im Tauchsport
“Wir erleben hier oft, dass Touristen wie Einheimische einfach ihren Müll ins Meer oder auf den Boden werfen”, erzählt sie. “Gut, dass ich in meinem Beruf die Möglichkeit habe, das Umwelt- und Naturbewusstsein unserer Gäste zu schärfen. Gerade beim Tauchen ist Nachhaltigkeit ein großes Thema.”
Dinge, die selbstverständlich scheinen, sind für viele ganz neu. Die Meeresbewohner nicht zu berühren ist ein Aspekt davon, und mit Meeresbewohner sind nicht nur Fische und Schildkröten gemeint. Auch Korallen auf den Riffen sollte man keinesfalls angreifen. “Eine Koralle wächst im Jahr nur ganz wenig”, sagt Sabrina und zeigt mit ihren Fingern einen Abstand von etwa zwei Zentimetern. “Die Korallen sind eigene Lebewesen und dienen vielen Fischen als Zuhause. Wir möchten auch nicht, dass ein Fremder einfach unsere Haustüre aufmacht und in unser Heim reinspaziert. Wir dürfen nie vergessen: Wir sind nur Besucher in der Unterwasserwelt.” Aus diesem Grund werden auch keine Flossen mehr an Schnorchler ausgegeben. Zu groß ist das Risiko, dass sie unabsichtlich etwas zerstören könnten. Zudem sind einige Korallen und Fische giftig. Die Berührungen sind nicht nur ein Risiko für die Meeresbewohner, sondern auch für den Menschen.
Mit Müllsackerln auf Tauchexpedition
Bei jeder Tour nimmt Sabrina einen Müllsack mit, um Abfall mit an die Oberfläche zu nehmen und ihn ordentlich zu entsorgen. Bei einem Tauchgang entdeckte sie einen Plastiksack am Meeresboden. Wie üblich wollte sie ihn einsammeln, doch da merkte sie, dass sich eine Anemone darauf platziert hatte. “Also musste ich das Plastik dort lassen, sonst hätte ich das Leben der Anemone riskiert. Aber Anemonen bewegen sich, ich nehme ihn beim nächsten Mal mit”, grinst sie.
Nicht nur sie gibt dieses Bewusstsein an ihre Gäste weiter. Auch ihre Kollegen auf Perhentian nehmen den Nachhaltigkeitsgedanken in ihre Tauchkurse mit. Doch manchmal sind es gar nicht die internationalen Besucher, die sie darauf aufmerksam machen müssen. Es sind Bootsmänner oder lokale Mitarbeiter der Ressorts. “Erst neulich fischte einer der Bootsmänner einen Müllsack aus der Turbine des Bootes und warf ihn gleich wieder ins Wasser. Ich zeigte ihm sofort, dass wir den Müll mitnehmen und ihn ordentlich entsorgen.”
Europa versus Asien
Früher gab es Müllplattformen, wo der Abfall gesammelt und von Booten abtransportiert wurde. Der Müll wurde jedoch durch die Stürme wieder verteilt und gelangte natürlich dadurch auch ins Wasser. Deshalb wird er jetzt direkt von Müllbooten abgeholt, ohne den Zwischenschritt der Plattformen. “Bei uns in Europa ist es einfacher. Da gibt es die Müllabfuhr und Kehrmaschinen, die für Sauberkeit sorgen. Hier muss man schon ein bisschen selbst dafür sorgen, dass der Müll nicht überhandnimmt”, so Sabrina.
Sie ist stolz darauf, mit ihrem Beruf einen kleinen Beitrag für den Fortbestand der Riffe leisten zu können. “Auch wenn es nicht viel ist, aber es ist ein gutes Gefühl. Ein Job der Spaß macht und Sinn obendrein!” (Daniela Nowak, kofferpacken.at)