Grenzerfahrung zwischen Nord- und Südkorea

Flaggen an der Grenze zwischen Nordkorea und Südkorea
Flaggen an der Grenze zwischen Nordkorea und Südkorea
Manuel Häusler hat auf seiner Korea-Reise auch die demilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea besucht - ein mulmiges Gefühl.

Manuel Häusler hat auf seiner Korea-Reise auch die demilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea besucht – ein mulmiges Gefühl.

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Manuel Häusler in Korea
Manuel Häusler bei seinem Trip durch Südkorea

kofferpacken.at: Wie kommt man als Südkorea-Tourist zu einer Tour an die Grenze zu Nordkorea?

Manuel Häusler: Man muss sie schon lange im Vorhinein im Internet buchen. Die Tour hat mich umgerechnet 80 Euro gekostet, was im Vergleich zu allen anderen Sachen sehr teuer ist, und doch war sie das Highlight meiner Reise.

kofferpacken.at: Wohin genau führt der Ausflug?

Manuel Häusler: Zuerst geht es von Seoul aus etwa 40 Kilometer nördlich, danach sind immerhin drei Checkpoints (Dress-Code, Passport und Bus-Kontrolle) der koreanischen Armee zu durchqueren, bevor man dann zuerst in die JSA (Joint Security Area) kommt.

kofferpacken.at: Darf man als Tourist überhaupt Erinnerungsfotos machen?

Manuel Häusler: Ab dem ersten Checkpoint gilt absolutes Foto-Verbot, nur wenn der Guide es erlaubt, darf man Bilder machen. Dies geschieht in der Joint Security Area genau zweimal: Das erste Mal, wenn man direkten Blick auf die nordkoreanische Seite dieser Zone hat – zwei Minuten Photo-time und nur in eine Richtung fotografieren. Das zweite Mal, wenn man das blaue Häuschen, das direkt auf der Grenze zwischen Nord- und Südkorea steht, betritt. Dies ist auch die einzige Möglichkeit, nordkoreanischen Boden zu betreten, da die Hälfte des Häuschen zu Nordkorea gehört.

Grenze_Flaggen_300x200 Konferenzraum_300x200

Dora_Observatory_300x200 Dorasan_Station_300x200

kofferpacken.at: Was wird einem bei dieser Tour noch gezeigt?

Manuel Häusler: Weiter ging es zur “Bridge of no return”, wo es vor etwa 50 bis 60 Jahren zum Austausch von Kriegsgefangen beider Länder kam. Ein weiterer Reisepunkt ist die Dorasan Station. Dies ist ein Bahnhof, der seit seiner Erbauung im Jahre 2002 (noch) nicht in Betrieb genommen wurde. Es wäre der erste Bahnhof in Südkorea für Reisende aus dem Norden und würde ein barrierefreies Reisen bis nach Europa ermöglichen – vorrausgesetzt, es kommt zu einer Wiedervereinigung beider Länder.

kofferpacken.at: Wie viel sieht man bei dieser geführten Tour wirklich vom abgeschotteten Nordkorea?

Manuel Häusler: Vom Dora Observatory aus hat man einen unglaublichen Panoramablick auf die “kommunistische Seite”, wie sie in Südkorea genannt wird. Vor einem erstreckt sich dann der größte Fahnenmast der Welt, dessen Flagge sage und schreibe 300 Kilogramm Gewicht haben soll. Weiters sieht man ein Propaganda-Dorf, in dem jeden Tag zur gleichen Zeit alle Lichter ausgehen. Gelegentlich hört man auch Propaganda-Rufe der nordkoreanischen Lautsprecher, die in Richtung Süden gehen. Fotos sind hier nicht erlaubt, man darf nur in einem Abstand von fünf bis sechs Metern hinter einer Foto-Linie fotografieren.

kofferpacken.at: Wie ging die Tour weiter?

Manuel Häusler: Die letzte Station der Tagestour ist dann der 3rd Infiltration Tunnel, einer von insgesamt vier Tunnels, die Nordkoreaner gegraben haben, um in feindliches Gebiet vorzustoßen. Primärziel aller Operationen waren der Einfall und die Übernahme der Hauptstadt Seoul. Der 3rd Infiltration Tunnel ist der kürzeste aller Tunnel, fotografieren ist hier ebenfalls nicht erlaubt. Die Steine im Inneren des Tunnels sind mit schwarzer Farbe angemalt, dies war ein Täuschmanöver der Nordkoreaner: Sie behaupteten, die Tunnel wären lediglich zum Kohleabbau gedacht.

kofferpacken.at: Wie fühlt man sich an der Grenzline zwischen zwei derart verfeindeten Staaten?

Manuel Häusler: Alles in allem ist es ein faszinierender und interessanter Einblick in die Geschehnisse der letzten 50 bis 60 Jahre. Mir ist einige Male der Atem gestockt, zum Beispiel wenn der Guide Geschichten über Kriegsverbrechen, Anschläge etc. erzählt hat. Dazu kommt auch noch die unheimliche Stille, die fast bei allen Stationen der Tour herrscht. (Maria Kapeller, März 2013, kofferpacken.at)

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