Erfrischend ist in Island nicht nur die Luft. Wer durchs Land reist, stößt laufend auf ungewohnte Gepflogenheiten und skurrile Eigenheiten.
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Flughäfen heißen in Island Flugvöllur. Die Schilder tauchen an den abgelegensten Orten plötzlich neben der Straße auf: in tiefen Fjorden, die Landebahn direkt am Meer und nicht viel breiter als die Wege, die daran vorbeiführen. Keine Angst: Es handelt sich um Inlandsflughäfen – der internationale Flughafen in Kevlavik außerhalb von Reykjavik ist größer.
Gemüsestände – Wer Gusto auf frisches Gemüse hat, fährt am besten dem emporsteigenden Dampf nach. Mancherorts schießt brennend heißes Wasser nur so aus der Erde. Die Wärme der Geothermie wird in Island unter anderem für Gewächshäuser genutzt – so wachsen Tomaten und Gurken auch bei den sonst sehr rauen Bedingungen. Im Bild: Tomaten-Verkaufsstand bei Deildartunguhver, Islands größter Heißwasserquelle.
Gastfreundschaft ist in den verlassenen Gegenden im Westen Islands naturgemäß etwas schwer zu finden. Aber die Isländer sind kreativ: In der Nähe eines Hofes steht eine regendichte Plastikbox auf einem Tisch am Rastplatz. Darin enthalten: ein Fernglas zum Robben-Beobachten und selbst gemachte Marmelade zum Kaufen. „Eine fabelhafte Idee“ – dabei sind sich Reisende aus aller Welt in ihren Einträgen im Gästebuch einig.
Eiszeit. Das Gerücht, dass die Isländer bei jedem Wetter Eis essen, können wir bestätigen. Allerdings vielleicht nicht gerade das beste Touristengeschäft – bei Sprühregen und Nebel hält sich der Gusto in Grenzen.
Glücksbringer auf Isländisch: Nix da mit Münzen in den Brunnen werfen oder Schlösser an Brücken ketten. In Island nimmt man als Glücksbringer, was die Natur hergibt. Und Steine gibt’s hier wahrlich genug. Die werden zu kleinen Türmchen aufgestapelt – jeder weitere Stein soll Glück bringen. In anderen Ländern, in denen es auch keine Trolle und Elfen gibt, würde man die Steinmännchen wohl einfach nur als Wegweiser bezeichnen.
Kino mal anders: Natürlich hat Island auch „normale“ Kinos. Heimische Filme sind oft mit englischem Untertitel und teilweise skurril, aber zu empfehlen. Die wahren Dramen spielen sich aber draußen ab: an Wasserfällen, auf Vulkanen, am Gletscher. Die Natur ist besser als jede Filmkulisse.
Auch die Straßenverhältnisse sind mancherorts etwas ungewohnt. Nebenstraßen und im Westen auch Hauptstraßen sind oft unasphaltiert. Das heißt: Genügend Zeit einplanen und bei Regen – was ja vorkommen soll – vom Gas runter. Übrigens: Die Straßen im Hochland sind mit einem F markiert und ausschließlich mit Jeeps befahrbar.
Tierische Bremsmanöver. In den bewohnteren Gebieten sind die Straßen zwar gut ausgebaut. Hier leben mehr Menschen – und deshalb auch mehr Schafe. Und die scheinen sich manchmal absichtlich genau vors Auto zu stellen. Tierische Bremsmanöver muss man deshalb jeden Tag mehrmals einlegen. (mak, Juli 2014, kofferpacken.at)