Wir befinden uns im südlichen Costa Rica, im Esquinas Regenwald. Ein Teil davon ist auch als „Regenwald der Österreicher“ bekannt. Ohne den Wiener Musiker Michael Schnitzler wären die meisten Bäume in dieser Gegend wohl längst abgeholzt. Er startete vor 25 Jahren eine österreichweite Kampagne, konnte viele Landsleute mobilisieren und schaffte es, 40 Quadratkilometer Wald freizukaufen und der lokalen Regierung zu schenken. „Damals gab es bereits eine Genehmigung zum Schlägern“, erzählt er bei unserem Treffen in der Lodge.
Regenwald der Österreicher: Zeit, Geld und Herzblut
Viel Zeit, Geld und Herzblut sind in sein Projekt geflossen. „Es war wie ein zweiter Vollzeitjob“, sagt Schnitzler heute. Immerhin: Es hat sich gelohnt. Viele Naturschützer*innen und sogar die costaricanische Regierung haben sich Schnitzlers Engagement angeschlossen. Ein großer Teil des Esquinas Regenwaldes ist heute in einen Nationalpark eingegliedert und somit vor Abholzung geschützt. Spenden werden trotzdem noch gebraucht: Einerseits, um die Wildhüter zu finanzieren. Andererseits, um einen biologischen Korridor für Tiere und Pflanzen zwischen dem tropischen Regenwald und einem nahegelegenen Gebirge zu schaffen.
Öko-Hotel als touristisches Vorbild?
Mit der Esquinas Lodge, die als Entwicklungshilfeprojekt startete, will Schnitzler zeigen, dass “nachhaltiger” Tourismus langfristig viel wirksamer ist als das schnelle Geld mit Tropenholz. Das Öko-Hotel liegt im Regenwald, umgeben von einem tropischen Garten. Marmelade, Säfte und Brot sind hausgemacht, Müll wird so gut es geht vermieden, die Wäsche trocknet unter der Sonne, der Pool wird von Bachwasser gespeist, chemische Pflanzenschutzmittel sind tabu. Um trotzdem entstehende Emissionen zu neutralisieren, wurden Tausende Regenwaldbäume gepflanzt. Die Lodge ist deswegen eine der wenigen Öko-Lodges in Costa Rica, die zu 100 Prozent Kohlenstoff-neutral sind.
Tagsüber bestaunen wir tropische Pflanzen, handgroße blaue Schmetterlinge, planschen im chlorfreien Pool und beobachten Kolibris aus nächster Nähe. Mit Guide Ely durchstreifen wir den tropischen Regenwald, folgen den Rufen des Tukans und bewundern den Vogel mit dem markanten Schnabel durch das Teleskop. Nachts lauschen wir den Geräuschen des Urwaldes. Die Bungalows der Lodge haben keine Glasfenster, stattdessen stabile Moskitogitter.
Tropenstation la Gamba
Ein weiteres vom „Regenwald der Österreicher“ ins Leben gerufene Projekt befindet sich nur einen kurzen Fußmarsch von der Esquinas Lodge entfernt: die Tropenstation La Gamba, heute Außenposten der Universität Wien. Sie bietet internationalen Studierenden und Forschenden einen Ort, um das komplexe Ökosystem des Regenwaldes zu untersuchen. So wie Sarah aus Vorarlberg. Die Studentin erforscht für ihre Masterarbeit unter anderem den Lebensraum der Libellen. Mit einem alten Fahrrad fährt sie jeden Tag los und durchforstet sechs bis sieben Stunden lang den Wald auf der Suche nach den Insekten. Ausgerüstet ist sie mit Machete und Pfefferspray. Eine reine Sicherheitsmaßnahme – in Costa Rica leben unter anderem noch Pumas in freier Wildbahn. Begegnungen mit Menschen sind aber selten. Und außerdem gibt es da noch die giftigen Schlangen …
Infos:
Information & Spenden: www.regenwald.at
Esquinas Lodge: www.esquinaslodge.com
Tropenstation La Gamba: www.lagamba.at