Dingma Nuru Sherpa kommt an einem Dienstag in Juke zur Welt. Mehr als vier Jahrzehnte sind seither vergangen. Juke ist ein kleines Dorf in den Bergen Nepals, 2.500 Meter hoch gelegen, mit vielleicht 100 Einwohnern. Hier wird das Feld noch mithilfe von Kühen von Hand gepflügt. Die Menschen leben von Kartoffeln, Mais, Hirse, Buchweizen, Bohnen. Freitags ist Wochenmarkt, das war schon immer so.
Mingma Nuru Sherpa hat nicht gerade Glück. Die Mutter verlässt ihn und seine zwei Brüder. Der Vater zieht in die Hauptstadt Kathmandu, um als Touristenführer im Himalaya sein Auskommen zu finden. Mingma Nuru bleibt mit seinen Brüdern alleine im Dorf zurück. Lernt, wie man Felder bestellt und Kartoffeln erntet.
Sherpa, eine Volksgruppe in Nepal
Im Dorf heißen viele mit Vornamen Mingma, denn Mingma bedeutet Dienstag. Im Volk der Sherpa gibt es eine Tradition: Der Tag, an dem ein Kind geboren wird, bestimmt seinen Vornamen. Erst der zweite Name ist oft der “richtige” Vorname. Im täglichen Sprachgebrauch verwendet man aber meist nur den ersten. Und so gibt es einen Dienstag-Onkel, eine Mittwoch-Tante, einen Donnerstag-Opa.
Im Dorf heißen außerdem alle mit Nachnamen Sherpa. Denn die Sherpa in Nepal sind eine Volksgruppe mit eigener Kultur, eigener Sprache. Weil sie hoch oben in den Bergen leben werden sie von europäischen Reisenden gerne als Träger für Expeditionen ins Himalaya-Gebirge angeheuert. Die halbe Welt glaubt deshalb, ein Sherpa sei eine Art Synonym für einen Gepäcksträger im Himalaya.
Barfuß durch die Berge Nepals
Mingma Nuru ist 14, als er sein Dorf verlässt. “Barfuß und mit umgerechnet drei Euro in der Tasche”, erinnert er sich zurück. Sechs Tage ist er zu Fuß unterwegs, einen Tag sitzt er im Bus. Dann erreicht er Kathmandu, wo er ab sofort bei seinem Vater, dem Trekkingführer, lebt. Dieser arbeitet für einen deutschen Reiseveranstalter, Mingma Nuru unterstützt und hilft, wo er kann. Mit Mitte 20 reist er das erste Mal nach Deutschland, später zahlt ihm eine Touristin aus München einen Deutsch- und Englischkurs.
Trekking im Himalaya
14 Jahre lang arbeitet Mingma für eine deutsche Trekkingfirma, dann kauft er mit seinem Ersparten ein Grundstück in Kathmandu und gründet sein eigenes kleines Unternehmen. Sechs bis sieben Mal pro Jahr unternimmt er jetzt größere, mehrwöchige Trekking-Touren ins Himalayagebirge mit seinen Gästen. Die meisten davon reisen aus Deutschland und Österreich an. Seine Frau und seine zwei Kinder sieht der nepalesische Bergführer nur wenige Monate im Jahr.
Geld für’s Kloster
Mittlerweile war Mingma Nuru schon oft in Europa. Schon einige Male hat er den Sommer auf Hütten in Salzburg und Oberösterreich verbracht, um zusätzliches Geld zu verdienen. Denn Mingma Nuru hat begonnen, in Juke, dem Dorf seiner Kindheit, ein buddhistisches Kloster zu bauen. Ein Kloster zu haben sei für die Dorfgemeinschaft aber von immenser Bedeutunng. “Alle Jungen sind nach Kathmandu oder Indien gegangen, jetzt leben fast nur mehr Alte im Dorf.” Vielleicht, so hofft Mingma Nuru, kann ein neues Kloster die Landflucht eindämmen.
Mingma Nuru hat außerdem einen Brunnen ins Dorf gebracht, auf jedem Dach ein Solarpanel für Licht und Radio installiert, einen Lehrer für die Dorfschule eingestellt. Nach dem Erdbeben in Nepal im Jahr 2015 hat er mehrere Häuser im Dorf wieder aufgebaut. Und eine Frau samt Kindern bei sich und seiner Familie aufgenommen. Sie ist Witwe, seit damals die Erde bebte.
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Trekkingtouren mit Minga Nuru:
Mingma Nuru hat viele Jahre Erfahrung als Tourguide. Er spricht gut Deutsch und bietet von Kathmandu aus Trekking-Touren in seiner Heimat Nepal an. http://www.mnsherpa.com.np/