Fotos: Lukas Ilgner – lukasilgner.at
Sechs Uhr in der Früh. Die Balkontür steht halb offen. Von draußen dringt vereinzelt das Blöken der Schafe herein. Ein Hauch von kühler Morgenluft. In der Ferne läuten Kirchenglocken.
Jetzt noch einmal umdrehen, in die warme Decke kuscheln, mit den Geräuschen der Natur sanft zurück in den Schlaf finden. Die Geborgenheit eines Jahrhunderte alten Gemäuers spüren. So fühlt sich Aufwachen am Suppangut an.
Der Biobauernhof liegt auf 1.100 Meter Seehöhe im Salzburger Lungau. Etwas außerhalb der Ortschaft Mariapfarr, auf einer kleinen Anhöhe. Der Hof und die umliegenden Wiesen wirken, als wären sie eine eigene, vom Rest der Welt abgeschlossene Einheit: Die Weideflächen für die Schafe, die hauseigene Kapelle, der Naturteich, der große Vorplatz, der Stall mit Heustadel. Hinter dem Gebäude erhebt sich eine Burgruine. Im Kräutergarten gedeihen Salbei, Rosmarin, Majoran und Minze.
Selbstgemachtes Bio-Frühstück
Der Weg zum Frühstück führt über eine knarrende Holztreppe, vorbei an kunstvoll bemalten Bauernschränken in die gemütliche Stube. Heute bereitet Altbäuerin Maria das Frühstück mit selbst gerührter Bio-Butter, selbst eingekochter Marmelade, frischer Bio-Milch und hofeigenem Apfelsaft zu. Auch die Weckerln sind frisch gebacken, aus auf den eigenen Feldern angebautem Bio-Dinkel und Bio-Roggen.
Der duftende Almrosenhonig und die weichen Eier kommen von Höfen aus der Umgebung. Wenn Maria vom Sommer auf der Alm erzählt, strahlen ihre Augen. Die Zeit von Anfang Juni bis August verbringt sie auf ihrer Hütte in Schönfeld. Dort heißt es: Noch mehr Ruhe, noch mehr Nähe zu den Kühen. Almbutter rühren, Almkäse herstellen.
Biobauern aus Überzeugung
Den Biohof im Tal, das Suppangut, führt schon seit einigen Jahren Sohn Leonhard gemeinsam mit seiner Frau Christina. Die beiden leben den Biogedanken aus tiefster Überzeugung. Angebaut werden vor allem Eachtlinge, so nennt man im Lungau die Kartoffeln, und Getreide wie Tauernroggen oder Dinkel. Auch die Milchwirtschaft ist Teil des Familieneinkommens. „Der Leonhard ist mit Leib und Seele Biobauer“, erzählt Christina. „Ich könnte mir nicht vorstellen, dass er jemals etwas anderes macht.“ Die 32-Jährige kümmert sich aktuell vor allem um die zwei Kinder, Magdalena (3) und Theresa (10 Monate).
Warum betreibt ihr eure Landwirtschaf biologisch? Christina: Aus Überzeugung. Wir stehen voll hinter dem Bio-Gedanken. Für uns gibt es keine andere Option. Wir wollen mit der Natur arbeiten, ohne sie auszubeuten. Wir leben zwar von und mit ihr, aber sie muss sich auch regenerieren können. Deshalb achten wir besonders auf Boden und Tiere und sind in einem Wiesenbrüterprogramm. Uns geht es darum, das Ganze zu sehen und nicht nur zu schauen, wo am meisten Profit herausspringt. Leonhard: Bio ist vor allem auch deshalb unsere Grundeinstellung, weil der Hof später einmal an weitere Generationen übergeben werden soll. Da muss man sich Gedanken machen, welchen Weg man gehen will. Welchen Beitrag leisten Bauern für Gesellschaft und Wirtschaft in Österreich? Christina: Auf den Punkt gebracht gäbe es ohne Bauern keine Lebensmittel. Ich glaube, das ist den wenigsten Konsumenten bewusst. Viele gehen in den Supermarkt und nehmen es als selbstverständlich, dass alles verfügbar ist. Leonhard: Die Gesellschaft ist relativ weit weg gerückt von der Lebensmittelproduktion. Dadurch ist es einfach nicht mehr so ersichtlich, dass der Bauer dafür zuständig ist. Man vergisst eigentlich, wo das Nahrungsmittel herkommt. Natürlich hat unsere Arbeit auch einen Zusatznutzen, zum Beispiel die Landschaftspflege. Welche Werte wollt ihr als Bauern vermitteln? Christina: Die Achtung vor der Natur. Und dass man zu schätzen wissen soll, was man daran hat, wenn etwas schonend und mit Liebe produziert wird. Für uns ist das Wichtigste, dass wir unsere Arbeit gerne machen. Wir sind aus Überzeugung Bauern. Gibt es eurer Erfahrung nach auch kritische Stimmen gegenüber Landwirten? Christina: Das betrifft vor allem Förderungen und Ausgleichszahlungen, die auch wir bekommen. Aber ohne diese könnte man die Landwirtschaft nicht so betreiben. Die Kosten, die so ein Betrieb mit sich bringt, sieht fast niemand. Wir müssen Maschinen kaufen, den Stall umbauen oder die Zimmer renovieren. Direkte Kritik spüren wir aber nicht. Wir bekommen sehr viele positive Rückmeldungen, die Leute sind mit den Produkten sehr zufrieden und schätzen, dass wir die Landwirtschaft biologisch betreiben. Leonhard: Wenn uns jemand kritisiert dann deshalb, weil zu wenig Wissen über die Abläufe da ist. Im Gespräch legt sich immer alles. Und Förderungen muss man auch als Investition und Lenkungsmechanismus sehen, um die Landwirtschaft insgesamt in eine ökologische Richtung zu bringen. Gäbe es für euch ein alternatives Leben zum Bauernhof? Christina: Nein. Wir haben ein gutes Leben an einem schönen Ort. Man muss das einfach zu schätzen wissen. Man darf nicht das Negative sehen, sondern das Schöne, Positive. Ich habe nach der Matura acht Jahre lang in einem Büro gearbeitet. Das war zwar auch eine schöne Zeit, aber mittlerweile möchte ich nicht mehr tauschen. Man hat als Bauer zwar viel Arbeit, auch viel unbezahlte Arbeit. Aber man hat auch viele Freiheiten und kann sich sein Leben selbst einteilen. Leonhard: Ich arbeite gerne mit Holz und kann auch gut mit Maschinen umgehen. Einen anderen Beruf möchte ich trotzdem nicht. Hier am Hof kann ich meine eigenen Interessen und Talente sehr gut ausleben. Meine Arbeit ist sehr vielseitig und ich bin fast den ganzen Tag lang draußen. Fünf Fragen an die Biobauern Christina & Leonhard
Fortschritt heißt manchmal, rückwärts zu arbeiten
Der Hof wird seit 1982 biologisch bewirtschaftet. Leonhard hat ihn gleich nach dem Studium übernommen. Er ist einer, der die Dinge hinterfragt. Es muss nicht immer alles so gemacht werden, wie es schon immer war. Ihm geht es um das Wohl der Tiere, um ein Leben im Einklang mit der Natur. Er tüftelt und entwickelt weiter. Wobei Weiterentwicklung nicht heißt: größere Maschinen und mehr Ertrag. „Wir arbeiten eher rückwärts“, erklärt Christina. „Wir wirtschaften mit dem Gedanken, dass wir den Hof auch noch an die nächste Generation weitergeben wollen“, ergänzt Leonhard.
Schonendes und naturnahes Wirken
Das heißt im Alltag zum Beispiel, dass die Wiesen nur zwei Mal im Jahr gemäht werden. Die dritte Nutzung geschieht durch das Weiden der Kühe. Dank dieser sanften Art der Heuernte fallen ausreichend Samen aus, die Gräservielfalt bleibt erhalten. Insekten finden genügend Nahrung, der Boden wird geschont. Um vom Aussterben bedrohte Vögel wie das Braunkehlchen zu schützen, sind die Prodingers in einem Wiesenbrüterprogramm. Dabei geht es mitunter darum, beim Mähen einzelne Wiesenstreifen stehen zu lassen, um den Vögeln einen Lebensraum zu bieten.
Das Leben am Biobauernhof
Das tägliche Schaffen am Bauernhof ist zeitintensiv. Leonhard steht jeden Morgen um fünf Uhr auf, um die Stallarbeit zu erledigen und die Kühe zu melken. Tagsüber ist er draußen auf den Wiesen, in den Getreidefeldern oder erledigt Arbeiten am Hof.
Abends folgt der zweite Stallgang. Auch die Schafe, die Eseln, die Miniponys und die Katzen müssen versorgt werden. Umbauarbeiten sind zu erledigen, immer wieder neue Standards zu erfüllen. Trotz aller Mühe schätzt die junge Familie die Freiheit, die das bäuerliche Leben mit sich bringt. Und auch die Möglichkeit, zwischendurch gemeinsam Zeit mit den Kindern zu verbringen.
Urlaub am Biohof: Ausflug ins naturbelassene Weißpriachtal
Als Urlaubsgast sieht der Tag freilich anders aus: Nach dem Frühstück mit Bio-Produkten geht’s hinaus in die Lungauer Bergwelt, zum Beispiel ins Weißpriachtal. Dort führt ein Wanderweg entlang des glasklaren Baches Longa durch eine wildromantische Almenlandschaft. Umgeben ist sie von den Berggipfeln der Niederen Tauern.
Am Talende steht auf 1.320 Meter Seehöhe die Granglerhütte, die zur Einkehr einlädt. Noch ein Stück weiter und man erreicht den Ullnhüttenwasserfall. Von hier aus geht es nur mehr bergwärts, in rund eineinhalb Stunden ist die Toni-Mörtel-Hütte am Wirpitschsee erreicht.
Die Auszeit am Biohof selber gestalten
Nach dem Wandern ist der ruhig gelgene Biohof genau der richtige Ort, um zu entspannen. Zum Beispiel auf einem Liegestuhl neben dem Naturteich, der von Stören gereinigt wird. Oder auf der Holzbank vor dem Haus. Beim Trinken vom frischen Quellwasser. Beim Barfußlaufen über die Wiese. Beim Hüpfen im Heustadel. Beim Lesen am Balkon. Beim Riechen an Rosmarin und Minze im Kräutergarten. Beim Einatmen der frischen Landluft. Beim Füttern der Schafe.
Oft aber wollen die Gäste beim Urlaub am Biobauernhof lieber mitanpacken, erzählt Christina. Ein Stück weit ins Leben am Hof hineinschnuppern. Dann werden Erdäpfeln ausgegraben, Schwammerln gesucht oder Leonhard bekommt Unterstützung, zum Beispiel beim Zaunreparieren. Und: Viele Besucher möchten im Detail erfahren, wie ein Biobauernhof funktioniert. „Manche Gäste fragen uns regelrecht Löcher in den Bauch“, lacht Christina. „Sie wollen ganz genau wissen, wie und warum wir etwas machen. „Das ist aber gut so. Denn so nahe am Konsumenten bist du sonst nicht.“
1. DER LUNGAUER EACHTLING Christinas Rezept-Tipp: Eachtlings-Gratin 2. BLUNZEN & REGIONALE KÜCHE 3. KÄSE AUS DEM LUNGAU 4. LUNGAUER RAHMKOCH 5. BAUERNPRODUKTE AM WOCHENMARKT Hunger auf mehr? Salzburger Höfe, Märkte, Almen und Rezpete: #salzburgschmeckt So schmeckt der Lungau: Fünf Kulinarik-Tipps
Urlaub auf dem Biohof im Salzburger Land – so geht’s:
Biobauernhof Suppangut: Lage und Anreise
Das Suppangut ist ein Biobauernhof im Salzburger Lungau, UNESCO-Biosphärenpark. Er liegt auf einer Anhöhe etwas außerhalb des Ortszentrums von Mariapfarr. Die Anreise funktioniert problemlos per Zug und Postbus. Wer öffentlich anreist und vor Ort trotzdem mobil sein möchte, kann sich bei Sport Pichler in Mariapfarr ein E-Bike ausleihen. Ein besonders lohnenswerter Ausflug führt über eine rund 15 Kilometer lange Strecke ins Weißpriachtal, wo es zahlreiche Wanderwege und Almhütten gibt.
Selbst erzeugte Produkte am Biohof
Folgende Bio-Produkte werden am Hof produziert und können direkt vor Ort gekauft werden: Bio-Eachtlinge (Kartoffeln), Bio-Dinkel und Bio-Dinkelvollnmehl, Bio-Tauernroggen, Bio-Tauernroggenvollmehl, Bio-Indigoweizen und Bio-Indigoweizenvollmehl sowie Bio-Milch. In der Almsaison im Sommer gibt’s außerdem Bio-Almbutter und Bio-Almkäse.
Ferienwohnungen und Zimmer am Bauernhof
Am Suppangut gibt es zwei Ferienwohnungen inklusive Küche sowie drei Gästezimmer. Außerdem eine große Küche und eine Stube zur Allgemeinnutzung. Das Besondere: Alle Zimmer haben einen Balkon, der im Sommer mit farbenprächtigen Blumen geschmückt ist. Auf Wunsch wird in der Stube ein herzhaftes Frühstück serviert, bei dem mitunter hausgemachte Bio-Produkte auf den Tisch kommen. Bisher kommen vor allem Familien und größere Gruppen. Aber der Bio-Hof steht grundsätzlich allen offen. Auch längere Auszeiten sind auf Anfrage möglich.
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Offenlegung: Dieser Beitrag ist in entgeltlicher Kooperation mit Urlaub am Bauernhof Salzburger Land entstanden.
Also bei Deinem nächsten Besuch in WIen gibt’s Eachtlings-Gratin. Ob die allerdings so gut schmecken wie am Biobauernhof kann ich nicht garantieren…
Liebe Gudrun! Ich freu mich auf deine Kochkünste 🙂
Quellwasser, frische Landluft, Bio Lebensmittel… Wenn ich das so lese möcht ich am liebsten sofort losfahren!!
Liebe Beatrix! Am Suppangut würde es dir bestimmt gefallen. Dort ist es sicher nicht nur im Herbst, sondern zu jeder Jahreszeit schön. Für den Winter hat uns Christina vom Suppangut den Advent am Katschberg empfohlen, der sich gut mit einem Aufenthalt am Hof verbinden lässt.
Liebe Grüße, Maria
Wie traumhaft das klingt! Die Fotos sind wunderschön. Da muss ich auch mal hin!
Hallo Peter! Freut mich, dass dich der Artikel inspiriert hat. Vielleicht klappt es ja tatsächlich bald mit einem Urlaub am Bauernhof. Toi toi toi 🙂 LG, Maria
Für mich als Stadtmensch klingt das nach der perfekten Möglichkeit für eine entspannte Auszeit… grüne Wiesen, der Duft von frisch gebackenen Frühstücksweckerl und gemütliche Stunden am Liegestuhl – eine traumhafte Vorstellung für den nächsten Heimaturlaub.
Hallo Jasmin! Als Stadtmensch wird dir bestimmt auch die Region Biosphärenpark Lungau gefallen, in die der Suppangut eingebettet ist. Liebe Grüße, Maria
Liebe Maria,
das klingt nach einer tollen Idee für einen schönen Familienurlaub. Gibt es auf dem Bauernhof auch die Möglichkeit zu Reiten? Unserer Tochter würden wir damit eine große Freude machen. Oder gibt es in der näheren Umgebung die Möglichkeit dazu? Und müssen wir schon bald buchen, wenn wir in den Sommerferien dort Urlaub machen möchten?
Viele Grüße
Ursula und Familie
Liebe Ursula! Bitte wende dich mit deiner Frage direkt an die Familie Prodinger vom Suppangut: https://www.biohof-suppangut.at/ – Die wissen das bestimmt am besten 🙂 Maria
Wir fahren im Juli noch auf das Suppangut. Aber weil unsere Tochter auch reiten möchte haben wir schon mal nachgehört. Also kurz reiten kann man auf einem hofeigenen Pony. Die Nachbarhöfe haben jeweils Haflinger bzw. Isländer zum Reiten.
Gruß Norbert und Familie
Also bei Deinem nächsten Besuch in WIen gibt’s Eachtlings-Gratin. Ob die allerdings so gut schmecken wie am Biobauernhof kann ich nicht garantieren…
Das sieht toll aus! Mir gefällt, dass das Frühstück größtenteils selbst gemacht ist. Das macht den Bauernhof-Urlaub wirklich zu etwas Besonderem! Dieses Jahr geht es für uns auch zum 1. Mal auf einen Bauernhof in Altenmarkt. Ich hoffe, unser Kind ist dafür schon groß genug (18 Monte).
Lieber Toni! Ich hoffe, ihr habt eine tolle Zeit beim Urlaub am Bauernhauf! Maria
Vielen Dank für den Beitrag zum Urlaub auf dem Biobauernhof. Meine Tante sucht gerade eine Ferienwohnung für ihre Familie und es wäre schön, wenn diese an einen Bauernhof angrenzen würde. Gut zu wissen, dass man auf einem Biohof die Option hat, seine Freizeit selbst zu gestalten und sich gerade dort viele spannende Möglichkeiten bieten.