Die Karibikinsel Barbados ist ein optimales Winterreiseziel. Warum? Erstens herrscht hier das ganze Jahr über eine Durchschnittstemperatur von 27 Grad. Zweitens liegt Barbados quasi außerhalb des karibischen Hurrikane-Gürtels. Wobei die Hurrikane-Saison (Juni bis November) im Winter sowieso vorbei ist. Drittens ist Barbados mit mehr als 3.000 Sonnenstunden im Jahr gesegnet. Und viertens herrscht im Winter Trockenzeit, es regnet also noch weniger als sonst. Wenn, dann sind es kurze, heftige tropische Regenschauer. Die sind eigentlich ziemlich erfrischend.
Noch zwei Pluspunkte: Die Gefahr von Tropenkrankheiten besteht nicht, mit Ausnahme von Dengue Fieber. Gefährliche Tiere wie Schlangen oder Skorpione gibt’s auch nicht. Um genau zu sein: Es gibt nur eine einzige Schlangenart. Dabei handelt es sich um die kleinste Schlange der Welt, nicht größer als ein Regenwurm. Perfekte Bedingungen also für den Sommerurlaub im Winter. Einziger Wermutstropfen: Billig ist die Insel nicht. Aber welches Reiseziel in der Karibik ist das schon? Dafür begegnen einem die Menschen ausgesprochen offenherzig und freundlich. Eine Kurz-Reportage mit vielen Reisetipps.
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Simon kritzelt die Namen seiner Lieblingsbars auf einen Zettel. Dann seine Telefonnummer. In weiter Ferne zieht ein Kreuzfahrtschiff vorbei. In nächster Nähe scheint sich das Grün der Palmenblätter vor dem Sonnenuntergang schwarz zu färben. Simon, der eigentlich nur um ein Urlaubsfoto gebeten wurde, erzählt von seinem Jus-Studium. Vom Leben auf Barbados. Und vom guten Verhältnis seiner Heimat zu Großbritannien.
Die Karibikinsel gehörte nämlich mehr als 300 Jahre lang zum Vereinigten Königreich. Erst seit 1966 ist sie unabhängig. Heute ist das östlichste Eiland der Kleinen Antillen Mitglied des Commonwealth of Nations. Und nach wie vor von der britischen Kultur geprägt. Man grüßt sich höflich mit „Good Afternoon“. Man schaut sich am Wochenende Cricketspiele an. Viel wesentlicher zu erwähnen ist aber: Man fährt auf der linken Seite der Straße.
Winterflucht: 27 Grad fühlt sich an wie Sommerurlaub
Britische Urlauber fühlen sich hier wohl ein bisschen wie zu Hause. Nur dass es das ganze Jahr hindurch durchschnittlich 27 Grad hat. Und statt Whisky lieber Rum getrunken wird. Warum? Englische Siedler rodeten im 17. Jahrhundert die tropischen Wälder. Sie pflasterten das Eiland mit Zuckerrohrfeldern zu. Die lieferten den Rohstoff für den Rum. Für die Bearbeitung der Plantagen wurden Sklaven aus Afrika geholt. Der Mount Gay Rum ist der älteste Rum der Welt und wird hoch heute in Barbados hergestellt (Tipp: das perfekte Urlaubs-Mitbringsel!).
Blick in den Supermarkt: Kokosnussbrot und Kokoswasser
Beim Herumkurven mit dem Mietauto fährt man immer wieder an Zuckerrohrfeldern vorbei. Darüber hinaus spielt die Landwirtschaft aber keine große Rolle. Wer sich in den gut klimatisierten Supermärkten umschaut, entdeckt vor allem Importware: Butter aus Neuseeland, Käse aus Wisconsin, Orangensaft aus Belize. Die Preise stehen denen in Westeuropa um nichts nach. Lokale Produkte findet man in Form von Kokosnussbrot oder in Plastikflaschen abgefülltem Kokoswasser.
Fischmärkte: Fliegende Fische und gebackene Bananen
Authentische Inselküche wird auf Fischmärkten wie in Speightstown oder Oistins angeboten. Vor allem im Fischerörtchen Oistins brodelt es beim allabendlichen „Fish Fry“. Hier kommen Einheimische wie Touristen zusammen und schlemmen, was das Zeug hält: Frisch gegrillten Mahi-Mahi oder panierte Fliegende Fische mit Macaronie Pie (Nudelauflauf), Plantains (gebackene Bananen), Cou Cou (ein Brei aus Maismehl und Okraschoten) oder Süßkartoffeln.
Etwas abwärts vom Geschehen stehen einheimische Männer an einem Domino-Tisch. Sie brüllen, lachen, schreien, schimpfen. Und zwar richtig laut. „Die machen nur Spaß, das gehört zum Spiel“, erklärt ein Zuschauer. Und setzt sich zu uns. Er erzählt von den kleinen aber berühmten Fliegenden Fischen, von denen Fischer angeblich bis zu 4.000 auf einmal fangen können. Er lacht über die Frage, ob man beim Schwimmen auf Haie aufpassen muss. Und brüstet sich trotz Pensionsalters, mit einer 25-Jährigen liiert zu sein. Ein paar Meter weiter steigt der Geruch von gegrillten Fischen auf, schrille Calypso-Musik fegt über die bunten Hütten hinweg.
Dem Winter entfliehen: per Mietwagen um die Insel
Dieselbe Musik hört man in der Hauptstadt Bridgetown. Und in den unzähligen Kleinbussen, die im ganzen Land verkehren. Sie kündigen sich in der Regel durch lautstarkes Hupen an. Die Busse fahren zwar relativ häufig. Ein Mietwagen zahlt sich auf der 33 Kilometer langen und 23 Kilometer breiten Insel aber trotzdem aus.
Erst so wird einem die Vielfalt von Barbados bewusst. Der Nordosten ist tropisch-grün. Der Süden mit karibischen Stränden gespickt. Und im Inselinneren stößt man auf Zuckerrohrfelder und tropische Gärten.
Sommerurlaub im Winter: Die Strände auf Barbados gehören allen
Alle Strände auf Barbados, auch die der großen Urlaubsresorts, sind öffentlich zugänglich. Zu den schönsten Stränden zählt angeblich die Bottom Bay, die von meterhohen Palmen umrundet ist. Einheimische baden gerne am Miami Beach in der Nähe des Fischerortes Oistins. Der kofferpacken.at-Lieblingsstrand heißt Worthing Beach (Titelfoto) und befindet sich im Süden der Insel nahe beim St. Lawrence Gap. Dort kommen die Riesenschildkröten nämlich fast bis ans Ufer. Störend sind nur die lauten Motoren der Ausflugsboote, die an manchen Tageszeiten gleich mehrfach auftauchen.
Meist suchen sich die Einheimischen beim Baden etwas ruhigere Flecken abseits der Touristen. So wie Ryan. Beim Planschen im Wasser kommen wir ins Gespräch. Wir schnorcheln gemeinsam Meeresschildkröten hinterher. Und verabreden uns für einen anderen Tag. An dem es sich Ryan nicht nehmen lässt, einen Kanister voll Kokosnusswasser zu spendieren. Und als die Zeit des Abschieds kommt, schreibt er seine E-Mail-Adresse auf, „Keep in Touch“.
Sommerurlaub im Winter gefällig? Koffer packen und auf nach Barbados:
- Anreise: Die reine Flugzeit beträgt knapp unter zehn Stunden. Oft wird eine Zwischenlandung in Tobago eingeschoben. Wer Glück hat, fliegt zum Beispiel ab München mit Condor um rund 500 Euro hin und retour.
- Preise: Barbados ist kein typisches Reiseziel für Backpacker und Individualreisende. Die Insel ist als Ort der Stars und Sternchen und als Urlaubsziel für Hochzeitsreisende bekannt. Trotzdem findet man günstige Übernachtungsmöglichkeiten in kleineren Hotels und privaten Bed & Breakfasts. Statt in den meist teuren Restaurants kann man in den einfachen, bunt gestrichenen Holzhäuschen oder am Fischmarkt essen. Unbedingt einmal probieren sollte man ein Hotel-Büfett mit einheimischer Küche, zum Beispiel im „The Atlantis Hotel“.